RWE geht mit dem Wärmespeicher-Projekt „StoreToPower“ sowie den zwei Power-to-X-Projekten „Get H2“ und „Sustainable PowerFuel“ ins Rennen um die Reallabore der Energiewende. Das teilte der Essener Energiekonzern am Montag mit. Die Bundesregierung will mit diesem Ideenwettbewerb vielversprechende Energietechnologien im industriellen Maßstab erproben und so den Umbau des deutschen Energiesystems beschleunigen. Für die Ausschreibung, die im Februar startete und bis zum Jahr 2022 vier Mal stattfinden soll, stellt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) jährlich bis zu 100 Mio. € zur Verfügung.
In der bereits eingereichten Projektskizze „Sustainable PowerFuel“ spielt die Abscheidung und Nutzung von Kohlendioxid (Carbon Capture und Utilization – CCU) eine zentrale Rolle. Gemeinsam mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft will RWE im Rahmen des Projekts einen Demonstrationsstandort für Power-to-X-Technologien im Rheinischen Revier entwickeln. Dabei sollen aus grünem Wasserstoff und CO2, das aus dem Abgas eines Kraftwerks oder einer Industrieanlage abgeschieden wird, synthetische Treibstoffe (sogenannte E-Fuels), wie beispielsweise Methanol, erzeugt werden. Diese E-Fuels weisen RWE zufolge gegenüber mineralischen Treibstoffen deutlich bessere Verbrennungs- und Emissionseigenschaften aus.
Im Rahmen von „Get H2“ soll 105-MW-Elektrolyseur im Emsland errichtet werden
„Get H2“ lautet der Name eines weiteren Vorhabens, mit dem RWE am Ideenwettbewerb teilnimmt. Hinter diesem Projekt stehen neben der RWE unter anderem Nowega, Siemens, Enertrag, Hydrogenious Technologies und die Stadtwerke Lingen. Die Projektpartner wollen im Emsland im industriellen Maßstab alle Elemente der Erzeugung, Speicherung, Nutzung und des Transports von grünem, d.h. aus erneuerbaren Energien erzeugtem Wasserstoff kombinieren. Zentrales Element ist die Errichtung einer Power-to-Gas-Anlage (Elektrolyseur) mit einer Leistung von 105 MW, in der Strom aus regenerativen Quellen in „grünen Wasserstoff“ umgewandelt wird. Dieser Wasserstoff soll als Energieträger und Rohstoff dazu beitragen, die CO2-Emissionen über den Stromsektor hinaus deutlich zu senken, z.B. im Bereich Transport und Mobilität oder in der Industrie.
Das Projekt soll der Nukleus einer deutschlandweiten Wasserstoff-Infrastruktur werden, deren Ausbau in der gleichnamigen Initiative „Get H2“ mit weiteren assoziierten Partnern vorangetrieben wird. So kann grüner Wasserstoff für energieintensive Branchen wie die Stahlindustrie und die chemische Industrie zur Verfügung gestellt werden und ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaverträglichkeit sein.
Flüssigsalz-Wärmespeicher soll Braunkohleeinsatz reduzieren
Bei „StoreToPower“, dem dritten eingereichten Projekt mit RWE-Beteiligung, handelt es sich um den geplanten Wärmespeicher auf Flüssigsalzbasis im Rheinischen Revier. Zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der FH Aachen will RWE dort an einem großen Braunkohlekraftwerksblock ein solches Wärmespeichermodul im Pilotmaßstab nachrüsten. Ziel des Pilotprojektes ist die Entwicklung und Erprobung eines Wärmespeicherkraftwerks.
In dem Wärmespeicher soll mit Strom aus regenerativen Quellen flüssiges Salz auf bis zu 560 Grad aufgeheizt und dann in einem Tank gespeichert werden. Steigt der Strombedarf, wird diese Salzschmelze zur Dampferzeugung über einen Wärmetauscher geleitet. Der dabei entstehende Dampf wird zur Stromerzeugung in die Turbine des Kraftwerkblocks eingespeist. So ersetzt er zunächst einen Teil der ansonsten mit Braunkohle erzeugten Dampfmenge. Nach dem Ende der Kohleverstromung kann die Anlage vollständig mit regenerativen Energien betrieben werden.
Ministerium will ausgewählte Projekte in Kürze bekannt geben
Mit dem Ideenwettbewerb „Reallabore der Energiewende“ bietet das BMWi Unternehmen die Gelegenheit, ihre Innovationen in einem realistischen Umfeld in Zusammenarbeit mit Forschern zu testen. Wie viele Projekte mit welcher Summe unterstützt werden, ist noch unklar. Das Ministerium will die ausgewählten Projektvorschläge in Kürze bekanntgeben. Projektteams, die es auf die Shortlist schaffen, dürfen ihre Skizzen detaillieren und einen umfassenden Förderantrag einreichen. Nach Angaben des Ministeriums wurden bis zum Ablauf der Einreichungsfrist insgesamt 88 Projektskizzen für den Wettbewerb abgegeben.
Mit ihrer Unternehmensstrategie legt RWE ihren Fokus künftig auf die Stromproduktion mit Hilfe von erneuerbaren Energien und Speichern – bei einem insgesamt abnehmenden Anteil der konventionellen Erzeugung. Mit den eingereichten Projekten untermauert das Unternehmen diese Strategie mit konkreten Vorhaben im Bereich Forschung und Entwicklung. RWE hat angekündigt, nach Abschluss ihrer Transaktion mit E.ON jährlich 1,5 Mrd. € netto in erneuerbare Energien und Speicher zu investieren.