Senvion hat mit seinen Kreditgebern und wesentlichen Anleihegläubigern einen Massekreditvertrag über ein Volumen von 100 Mio. € unterzeichnet. Das gab das Unternehmen am gestrigen Abend bekannt. Der Kredit ermögliche Senvion die Fortführung der Geschäftstätigkeit, nachdem vergangene Woche für bestimmte Gruppengesellschaften Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt wurden.
Der Kredit habe sämtliche erforderlichen Gremienzustimmungen erhalten und ermögliche „substanzielle Ziehungen“ bereits in der laufenden Woche. Senvion könne die Mittel „zur Stabilisierung des Geschäftsbetriebs und zur Finanzierung der nicht insolventen Tochtergesellschaften verwenden“, heißt es.
Rannou bedankt sich bei Kreditgebern, Anleihegläubigern und Mitarbeitern
„Wir möchten sowohl unseren Kreditgebern als auch unseren wesentlichen Anleihegläubigern für ihre Unterstützung im Rahmen der Gewährung des Massekredits danken, der es uns ermöglicht, unseren Geschäftsbetrieb fortzusetzen“, sagt Yves Rannou, CEO von Senvion. Dies sei insbesondere im Hinblick auf die Tatsache hilfreich, dass es gelungen, die Installationen im ersten Quartal „erheblich zu steigern“, so der Senvion-Geschäftsführer weiter.
Viele Kunden und Lieferanten hätten bereits ihre Unterstützung zugesichert „und wir werden den engen Dialog mit ihnen fortsetzen“, sagte Rannou. „Auch den Einsatz und das Engagement unserer Mitarbeiter, Senvion bei diesem Prozess zu unterstützen, schätzen wir sehr.“
Transformationsprozess soll mit Massekredit fortgesetzt werden
Der vorranging besicherte Massekredit mit einer Laufzeit von zwölf Monaten soll genutzt werden, um Senvion die finanzielle Flexibilität zu verschaffen, den zu Beginn des Jahres begonnenen „umfassenden Transformationsprozess“ fortzusetzen. Das Management unter der Leitung von CEO Yves Rannou habe Maßnahmen zur Stärkung des Unternehmens, zur Neuausrichtung der Geschäftstätigkeit und zur Konzentration auf die attraktivsten Märkte ergriffen. Auch die Straffung des Produktportfolios, die Verbesserung der Installationsausführung sowie die Effizienzsteigerung im Servicegeschäft sind Teil des Maßnahmenpakets.
Im ersten Quartal 2019 hat Senvion weltweit 366 MW installiert. Das ist nach Angaben des Unternehmens mehr als doppelt so viel wie im ersten Quartal 2018. Der Großteil der neuen Kapazität wurde für Kunden in den Wachstumsmärkten in Südamerika und Australien installiert. Hier habe Senvion die Projektumsetzung „deutlich verbessert“. Mit rund 120 MW in Chile und Argentinien und fast 110 MW in Australien machten diese Wachstumsmärkte mehr als 60 Prozent der Installationen im ersten Quartal aus. In Indien, einem weiteren wichtigen Wachstumsmarkt, habe Senvion zudem seine erste Turbine gebaut und installiert.
Auftragsbuch im Servicegeschäft umfasst Volumen von 2,8 Mrd. €
Hoffnungen liegen auch auf dem Servicegeschäft. Ende des ersten Quartals 2019 betrug die installierte Gesamtleistung 14,1 GW, rund 80 Prozent der von Senvion installierten Windenergieanlagen werden durch das Unternehmen selbst gewartet. Das Auftragsbuch im Servicegeschäft beläuft sich Unternehmensangaben zufolge gegenwärtig auf rund 2,8 Mrd. €. Die durchschnittliche Vertragsdauer liegt im Servicebereich bei mehr als zehn Jahren. Dies ermögliche eine „langfristige Visibilität“ von Umsatz und Cashflow.
Senvion-Insolvenz: „Brauchen für Windindustrie in Deutschland verlässliche industrielle Perspektive“