Beim Thema Smart City steht der Klimaschutz für die Mehrheit der Bevölkerung auf Platz 1. Laut einer Umfrage des Energiedienstleisters enercity spielen nicht nur Komfort und Sicherheit eine entscheidende Rolle, wenn Menschen an die Stadt der Zukunft denken, sondern auch Lösungen und Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels.
Auch möchten die Bürger in die Entwicklung der vernetzten Stadt eingebunden werden. Bei der Umsetzung vertrauen sie lokalen Akteuren am meisten.
„Die Smart City muss eine Green City sein − und Menschen möchten an ihrer Gestaltung mitwirken“, fasst enercity-Chefin Susanna Zapreva das Befragungsergebnis zusammen. „Dass die Menschen bei der Umsetzung zuallererst kommunalen Energieunternehmen und der Stadtverwaltung ihr Vertrauen schenken, fassen wir als Auftrag auf.“
Ausbau Erneuerbarer und dezentrale Energieerzeugung relevant
Die Smart City beschreibt eine Stadt, die sich mithilfe innovativer Technologien an Bedürfnisse der Einwohner anpasst − sei es in den Bereichen Verkehr, Sicherheit oder Dienstleistungen.
Besonders wichtig bei der vernetzten Stadt sind den Befragten die Verbesserung der Luftqualität, mehr Klimaschutz (68 Prozent) und der Ausbau erneuerbarer Energien (65 Prozent). Auch intelligentere Lichtsteuerung für mehr Sicherheit und eine dezentrale Energieerzeugung sind relevant.
Vor allem lokale Akteure in der Verantwortung gesehen
Bei der konkreten Gestaltung der Smart City sehen die Bürger vor allem lokale Akteure in der Verantwortung. Für rund zwei Drittel der Befragten sollten sich vor allem kommunale Energieunternehmen und die lokale Stadtverwaltung um Entwicklung, Planung und Umsetzung von Smart City-Konzepten kümmern. Auch kommunale Verkehrsbetriebe sowie Bundesbehörden und Ministerien werden hierbei noch von mehr als jedem Zweiten als vertrauensvolle Instanzen angesehen. International agierende IT-Konzerne kann sich nur rund jeder Dritte als Smart-City-Umsetzer vorstellen.
Bürger wünschen Mitgestaltung
Knapp zwei Drittel der Befragten möchten bei der Entwicklung der eigenen Stadt oder Gemeinde zur Smart City mit eingebunden werden − am liebsten in Form von Abstimmungen oder Bürgerentscheiden. Auch eine Einbindung durch Bürgerinitiativen oder Anhörungen und Konferenzen konnte sich knapp ein Drittel der Befragten vorstellen. „Die Entwicklung der Smart City ist ein Dreisprung: Zuhören, einbinden, umsetzen“, sagt Zapreva.
Nur 15 Prozent möchten in den Entwicklungsprozess gar nicht eingebunden werden. Vom Leben in der Smart City erhofft sich knapp die Hälfte der Befragten, Zeit einsparen zu können. Die gewonnene Zeit würden rund 60 Prozent der Befragten mit der Familie verbringen oder Zuhause entspannen. Auch zum Freunde treffen (50 Prozent) oder Sport treiben (40 Prozent) würden viele die zusätzliche Freizeit nutzen.
Vorbehalte beziehen sich vor größtenteils auf unausgereifte Technik und hohe Kosten
Die Menschen stehen dem Konzept Smart City nicht vorbehaltlos gegenüber. Kritisch werden insbesondere technische Fragen und zusätzliche Kosten gesehen. So halten rund 60 Prozent der Befragten die Aussagen „Die Technik ist an vielen Stellen noch nicht ausgereift genug“ und „Die Kosten werden am Ende vom einzelnen Bürger getragen“ für zutreffend. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Im Bundesgebiet sind die ältesten Bürger (60 bis 69 Jahre) in dieser Hinsicht deutlich skeptischer als die jüngsten (18 bis 29 Jahre).
Auch die Abhängigkeit von Maschinen und der Schutz der persönlichen Daten treiben die Menschen um. Mehr als jeder Zweite gibt an, dass sich seine Einstellung zur Smart City deutlich verbessern würde, wenn dem Datenschutz mehr Bedeutung zugebilligt würde. Nur knapp jeder zehnte Bürger meint hingegen, in der öffentlichen Debatte um das Thema Smart City stünden Bedürfnisse der Menschen im Fokus. „Wenn wir die Akzeptanz der Menschen für die vernetzte Stadt steigern wollen, müssen wir die gesellschaftliche Dimension des Themas betonen, nicht die technische“, sagt Zapreva.
Smart City als Zukunftskonzept noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen
Die Umfrage zeigt auch, dass die Smart City als urbanes Zukunftskonzept noch nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen ist. Während „Smart Home“ 91 Prozent der Befragten ein Begriff ist, gilt es, die Menschen bei der Smart City noch stärker abzuholen (42 Prozent Bekanntheitsgrad). „Die vernetzte Stadt muss eine Stadt von Bürgern für Bürger sein. Dies bedeutet für alle Beteiligten, konstant im Dialog zu bleiben“, so Zapreva.
Für die Studie hat das Marktforschungsinstitut Innofact im Auftrag von enercity 1.505 Personen (davon 500 im Hauptversorgungsgebiet Hannover) im Alter zwischen 18 und 69 Jahren zu Einstellungen, Wünschen und Vorbehalten zur vernetzten Stadt befragt. Die Erhebung wurde im Januar 2020 im gesamten Bundesgebiet durchgeführt.