Ein neuer Multifokusturm ist vergangene Woche am Standort Jülich des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) eröffnet worden. Die neue Anlage zur Solarforschung könne parallel zum bereits bestehenden Solarturm Jülich betrieben werden und biete auf drei Versuchsebenen hochflexible Testmöglichkeiten für Technologien zur Nutzung von konzentrierter Sonnenstrahlung, heißt es seitens des DLR. Unter anderem die Herstellung von Wasserstoff aus Sonnenlicht ist Gegenstand der geplanten Forschungen in Jülich.
Die Einsatzmöglichkeiten von Solarthermie seien vielfältig und reichten von Kraftwerken, die Strom und Wärme erzeugen, über kostengünstige Wärmespeicher bis hin zu Anlagen, die Wasserstoff aus Wasser abspalten, erläutert Prof. Karsten Lemmer, DLR-Vorstand für Energie und Verkehr. „Mit dem zweiten DLR-Solarturm können gemeinsame Forschungsaktivitäten von Wissenschaft und Industrie jetzt deutlich an Tempo gewinnen.“
„Die Bedeutung der Anlage reicht weit über Nordrhein-Westfalen hinaus“, sagte Landeswirtschaftsminister Prof. Andreas Pinkwart (FDP). Sie diene als Pilotanlage für Kraftwerke in Regionen mit hoher Sonneneinstrahlung wie beispielsweise Südeuropa und Nordafrika. „Die Forschungen des DLR zu solarthermischen Kraftwerken in Jülich bieten wertvolle Erkenntnisse für das Energiesystem der Zukunft: Durch erneuerbare Energien erzeugter Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe liefern wichtige Beiträge für klimagerechte Anwendungen im Güter- und Schwerlastverkehr.“
Forschung zur Wasserstofferzeugung als einer der Forschungsschwerpunkte
Die Nachfrage nach Versuchskapazitäten sei über die Jahre immer weiter gestiegen, darum reiche die Kapazität des ersten Solarturms bereits seit längerer Zeit nicht mehr aus. Im neuen Multifokusturm gibt es drei Testebenen, auf denen zeitgleich Versuche stattfinden können. Dabei ermöglicht eine neue Betriebssoftware die parallele Bestrahlung aller drei Ebenen.
Für alle drei Ebenen seien bereits Experimente in Vorbereitung. Einer der Schwerpunkte wird Forschung zur Wasserstofferzeugung als wichtige Komponente eines nachhaltigen Energiesystems von morgen sein. Dazu seien effiziente „und vor allem skalierbare“ Technologien nötig. Wasserstoff ist einer der Ausgangsstoffe, aus denen „Solar Fuels“ hergestellt werden können, CO2-neutrale Alternativen zu herkömmlichen Treibstoffen aus fossilen Ressourcen. Ein weiterer Schwerpunkt der Forschung sind verlustarme und preisgünstige Wärmespeichermaterialien. Die DLR-Solarforschung arbeitet zum Beispiel an keramischen Partikeln und Flüssigsalz als Speichermedien für Solarkraftwerke.
Der Bau des neuen Multifokusturms wurde vom Land Nordrhein-Westfalen mit 5,3 Millionen Euro und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit über einer Million Euro gefördert.
Umfassende Hintergründe zum Thema Wasserstoff im EUWID Dossier:
https://www.contextcrew.de/dossier-power-to-gas-fuer-die-energiewende/