In den kommenden Jahren und Jahrzehnten müssen nie dagewesene Investitionen auf den Weg gebracht werden, um die Dekarbonisierung der Wirtschaftssysteme schnell und effektiv zu bewerkstelligen. Es geht dabei um viel Geld, das an der richtigen Stelle zum Einsatz kommen muss, um Technologien in ihrer Entwicklung zu einem baldigen Durchbruch verhelfen zu können. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) verweist auf Analysen der Internationalen Energieagentur (IEA), nach denen die Hälfte der benötigten globalen Emissionsminderungen von Technologien kommen muss, die noch nicht kommerzialisiert worden sind.
Das Finanzierungspotential für solche Investitionen in Deutschland werde auf durchschnittlich 22,7 Mrd. € pro Jahr bis 2030 geschätzt – zu diesem Schluss kommt der Report der Tech for Net Zero Allianz, der von 1.5° Ventures vorbereitet wurde. Die „Tech for Net Zero Allianz“, die von der dena und Breakthrough Energy initiiert wurde, bringt führende Innovationsakteure in Deutschland zusammen, die gemeinsam die Potenziale von innovativen Technologien zur Erreichung der Klimaneutralität in Deutschland demonstrieren und Impulse für politische Entscheidungsträger definieren wollen. Die dena ist Projektpartner von Breakthrough Energy in Deutschland und übernimmt Konzeption und Umsetzung der Allianz.
Technologischen Reifezyklus „erheblich verkürzen“
Der Report berechnet die Investitionsmöglichkeiten für den Aufbau und Entwicklung neuer Klimatechnologie-Start-ups, die in allen Wirtschaftssektoren in Deutschland wirkungsvolle Technologien liefern könnten. Die Analyse stützt sich auf detaillierte Marktprognosen, um die Chancen für Climate-Tech-Unternehmer und Risikokapitalfonds zu ermitteln.
Start-up- und Wachstumsfinanzierung könne dazu beitragen, den technologischen Reifezyklus neuer Climate-Tech-Unternehmen „erheblich zu verkürzen“, heißt es. Neben der Förderung des Klimaschutzes böten diese Technologien auch erhebliche Marktchancen, die es privaten und öffentlichen Risikokapitalgebern ermöglichten, von dem rasch expandierenden und hochinnovativen Markt für Klimatechnologien zu profitieren. „Dies insbesondere, da durch den Corona-Wiederaufbaufonds der Bundesregierung Infrastrukturen gefördert werden, die die Skalierung von Climate-Tech-Unternehmen beschleunigen werden, darunter Ladeinfrastruktur für Elektroautos, sowie Wasserstoffinfrastruktur“, so die dena weiter.
Deutschland gut positioniert, um Entwicklung bahnbrechender Technologien anzuführen
Als Europas größter Volkswirtschaft komme Deutschland eine besondere Rolle bei der Verwirklichung einer klimaneutralen Zukunft zu, sagt Ann Mettler, Vice President Europe bei Breakthrough Energy. „Die Bundesrepublik ist aufgrund ihrer Forschungsstärke gut positioniert, um die Entwicklung vieler bahnbrechender Technologien anzuführen – die neue Bundesregierung muss aber zusehen, dass die Rahmenbedingungen für die nötige Privatfinanzierung attraktiver werden.“
„Um den Klimawandel zu bekämpfen, müssen wir fokussierter und deutlich konkreter auf Innovationen und deren Skalierung setzen“, fordert Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der dena. Die Potentiale seien vorhanden, auch die Entschlossenheit wachse. „Aber in der konkreten Umsetzung fehlt oft der Mut für die entscheidenden Schritte.“ Die Klimatechnologien hätten sich seit der ersten Cleantech-Investitionswelle in den 2000er Jahren erheblich weiterentwickelt. Heute werde die Investitionslandschaft von einer breiten Basis von Investoren angetrieben, die Milliarden von Euro verwalten, um die wichtigste globale Herausforderung zu bewältigen: den Klimawandel.
EIT-InnoEnergy zeigt, wie wirksam Impact-Investitionen und Start-up-Betreuung sind
Wie wirksam die Dynamik und der Erfindungsreichtum junger Unternehmen und Technologien für die weltweiten Klimaschutzbemühungen sein können, zeigt ein neuer Bericht von EIT InnoEnergy. Allein die mehr als 250 Start- und Scale-ups aus dem EIT-InnoEnergy-Portfolio mit ihren Lösungen bis 2030 bis zu 1,1 Gigatonnen CO2-Emissionen einsparen können. Dies entspreche einem Drittel des europäischen CO2 -Reduktionsziels bis dahin. Hinzu kommen Energiekosteneinsparungen von rund 9,1 Milliarden Euro. Damit leisteten EIT InnoEnergys Portfoliounternehmen einen erheblichen Beitrag zum Gelingen der Energiewende in Europa und schafften nachhaltiges Wachstum und Arbeitsplätze.
„Durch die prognostizierten CO2-Einsparungen werden bildlich gesprochen fast 250 Millionen Autos von der Straße genommen“, sagt Elena Bou, Mitgründerin und Innovationsdirektorin bei EIT InnoEnergy. Obwohl es sich um Start-ups handele, habe man gemeinsam bereits 25.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze geschaffen. „Außerdem exportieren 85 Prozent unserer Portfoliounternehmen ihre Lösungen in andere Märkte und nehmen so auch international Einfluss im Kampf gegen den Klimawandel.“ So würden sie bis 2030 voraussichtlich über 600 TWh Strom aus sauberen Energiequellen erzeugen.
Start-ups erhalten Unterstützung zur Markthochlauf-Beschleunigung
Trotz der Covid-19-Pandemie habe EIT InnoEnergy sein Portfolio kontinuierlich erweitert. Angetrieben durch den zunehmenden gesellschaftlichen Druck und das EU-Gesetzespaket „Fit für 55“ sei die Nachfrage nach Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise gewachsen. Heute hat EIT InnoEnergy nach eigenen Angaben das weltweit größte Portfolio aller Impact-Investoren im Bereich nachhaltiger Energieinnovationen.
EIT InnoEnergy treffe seine Investitionsentscheidungen auf Basis von Key Performance-Indikatoren, welche auch die potenzielle Klimawirkung des Unternehmens bewerten. Nach erfolgreicher Aufnahme biete EIT InnoEnergy den Unternehmen maßgeschneiderte Unterstützung, um das Geschäftsmodell zu optimieren, Risiken abzufedern und den Markthochlauf zu beschleunigen. Im aktuellen Portfolio befinden sich Unternehmen mit bahnbrechenden Technologien wie Hymeth, Naoden, Cascade Drives, Alpinov X, Wattsun, Nawa Technologies, SciBreak, SunRoof, NabraWind, CorPower, BetterSpace, Vilisto, Duckt und Llewo. EIT InnoEnergy stützt sich bei all dem auch auf sein internationales Netzwerk aus über 500 Partnern.
Kontext zum Thema:
Geplante Klimaschutzinvestitionen von 80 Mrd. € bis 2025 müssen verdreifacht werden