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Stromverbrauch jede Stunde CO2-frei: Plattform soll 24/7 PPA voranbringen

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Das Beratungshaus enervis hat eine „24/7 PPA-Plattform-Initiative“ auf den Weg gebracht. Es handele sich um ein zukunftsweisendes Marktentwicklungsprojekt, das darauf abzielt, die Verbreitung von 24/7 Power Purchase Agreements (PPA) zu beschleunigen. Die kollaborative Plattform vereine unterschiedliche Unternehmen, darunter Energieversorger, Strukturierer und Abnehmer, um wirtschaftlich tragfähige Lösungen für eine kontinuierliche Versorgung mit grünem Strom zu entwickeln.

24/7 PPA stellten eine bedeutende Innovation im Energiemarkt dar, da sie sicherstellen, dass jede Stunde des Stromverbrauchs mit CO2-freier Stromerzeugung gedeckt wird, erläutert enervis. Durch die kontinuierliche Versorgung mit erneuerbarer Energie unterstützten 24/7 PPA eine beschleunigte Dekarbonisierung. Zudem böten sie verbesserte Absicherungsmöglichkeiten und förderten die Kommerzialisierung fortschrittlicher Energietechnologien.

Die 24/7 PPA-Plattform biete Unternehmen die Möglichkeit, ihren Strombedarf vollständig mit erneuerbaren Energien abzudecken, indem sie verschiedene erneuerbare Energiequellen und Speicherlösungen kombiniert. Durch die Integration von Echtzeit-Daten und fortschrittlichen Prognosemodellen ermögliche die Plattform eine präzise Abstimmung von Erzeugung und Verbrauch, wodurch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert wird.

Im Rahmen der Initiative wurden fünf innovative 24/7 PPA-Alternativen – Pooled PPA, Batterie-PPA, Wasserstoff-PPA, Biomasse-PPA und Laufwasserkraft-PPA – mit einem Baseload-PPA-Benchmark verglichen, der bilanziell 100 Prozent des Jahresbedarfs deckt. In der Modellierung werden die Nettokosten, die überschüssigen Strommengen (Strommengen, die den Bedarf übersteigen) und die CO2-Emissionen über einen Zeitraum von 10 Jahren (2025–2035) in Deutschland berechnet. Während Pooled PPA und Baseload PPA ausschließlich auf PV, Onshore- und Offshore-Windkraft setzen, um den Bedarf zu decken, integrieren die anderen Optionen Flexibilitätslösungen. Die Analyse kommt zu folgenden Ergebnissen:

Baseload-PPA: Erreicht eine stündliche Deckung des Verbrauchs von 73 Prozent und eine CO2-Reduktion von 60 Prozent im Vergleich zu Netzstrom, bei einem Kostenaufschlag von 8 Prozent.

Pooled PPA: Die kosteneffizienteste Option für eine stündliche Deckung von bis zu 90 Prozent des Verbrauchs, wobei bei höheren Niveaus die Überschussmengen steigen.

Flexibilitätsoptionen: Flexibilitätsoptionen sind entscheidend, um eine 100Prozentige, stündliche Deckung des Verbrauchs zu erreichen und Überschüsse zu begrenzen. Biomasse- und Laufwasserkraftwerke sind dabei relativ kostengünstig, während H₂-Kraftwerke und Batteriesysteme teurere Alternativen bleiben.

Die Modellierung zeige, dass keine einzelne Alternative ideal für alle Abnehmer ist, da jede Option ihre eigenen Vorteile und Herausforderungen mit sich bringt. Baseload PPA, Laufwasserkraftwerke und Biomasse-PPA bieten niedrige Kosten und geringe Überschüsse, aber es mangele an zeitlicher Granularität (Baseload), Zusätzlichkeit (Laufwasserkraftwerke) oder es gebe potenzielle Nachhaltigkeitsbedenken (Biomasse). Batterie-PPA werden durch unklare Herkunftsnachweis (HKN) -Regelungen eingeschränkt, verursachen hohe Kosten, bieten aber geringe Überschussmengen.  Grüne Wasserstoff-PPA wiederum sind derzeit „nicht praktikabel, da eine skalierbare Produktion von grünem Wasserstoff fehlt und die Kosten hoch sind“.

Empfehlungen für die Stärkung von 24/7-PPA
Um die Verbreitung von 24/7 PPAs zu beschleunigen, hat enervis sieben politische Empfehlungen ausgearbeitet:

  1. Einführung staatlicher Förderprogramme zur Unterstützung von Investitionen in fortschrittliche Technologien.
  2. Ermöglichung der Ausstellung von HKN für Batteriespeicher und Entwicklung einer Methodik zur Berechnung des Anteils erneuerbarer Energien.
  3. Einführung granularer HKN in ganz Europa sowie eines harmonisierten und automatisierten HKN-Systems.
  4. Bereitstellung öffentlicher Garantien für Pool-Betreiber bei grünen Energieverträgen zur Verbesserung ihrer Bankfähigkeit.
  5. Klarstellung von Schwellenwerten für Überschussstrom in den IFRS-Bilanzierungsstandards.
  6. Ermöglichung von Intermediären zwischen Stromerzeugern und Produzenten von grünem Wasserstoff zur Minderung von Überschussrisiken.
  7. Einführung einer 24/7-PPA-Option im Rahmen der deutschen Strompreiskompensation für indirekte CO₂-Kosten.

Die Analyse kommt zum Schluss, dass eine vollständige Einhaltung aller 24/7 PPA-Prinzipien und eine 100-Prozentige stündliche Deckung des Verbrauchs „innerhalb eines akzeptablen Kosten- und Risikorahmens“ derzeit schwierig seien. Kurzfristig erfordere dies Kompromisse bei der zeitlichen Granularität, Zusätzlichkeit oder Nachhaltigkeit. „Mittel- bis langfristig könnten jedoch Fortschritte in kosteneffizienten Technologien und die Einführung unterstützender Mechanismen diese Herausforderungen bewältigen“, betont enervis. Besonders vielversprechend sei ein stündlicher Abgleich von 80–90 Prozent mit Pooled PPA, der die Einhaltung von Granularität, Zusätzlichkeit und Nachhaltigkeit garantiere.

24/7 PPA: Zunächst stehen Rechenzentren und H2-Produzenten im Fokus

Betreiber von Rechenzentren und Produzenten von grünem Wasserstoff dürften eine führende Rolle bei der Einführung von 24/7 PPA spielen, angetrieben durch Dekarbonisierungsziele und regulatorische Anforderungen. Diese Sektoren könnten zusammen bis 2030 bis zu 650 TWh Stromnachfrage in der EU repräsentieren – 20 Prozent des gesamten Stromverbrauchs. Einen deutlichen Schub für 24/7 PPA könnte die Überarbeitung des GHG-Protokolls bringen, insbesondere wenn eine höhere zeitliche Granularität in der CO₂-Bilanzierung erforderlich wird.

Die Plattform hat nach Angaben von enervis standardisierte Vertragsrahmen für zwei wesentliche 24/7 PPA-Alternativen entwickelt: Ein Pooled PPA, das ausschließlich auf erneuerbare Energien setzt, und ein Dispatchable PPA, das Flexibilitätsoptionen integriert. Das Pooled PPA umfasst eine „as-produced“ Upstream-Vereinbarung zwischen dem EE-Betreiber und dem Strukturierer, sowie eine Baseload-Downstream-Vereinbarung zwischen dem Strukturierer und dem Abnehmer. Beide Vereinbarungen verwenden einen festen €/MWh-Preis. Beim Dispatchable PPA liefert der Flexibilitätsanbieter Strom „as scheduled“, wodurch der Abnehmer die Stromlieferung nominieren und Abweichungen zwischen erneuerbarer Erzeugung und Nachfrage ausgleichen kann. Zudem zahlt der Abnehmer einen Kapazitätspreis in €/MW für die bereitgestellte Flexibilität.

Hier findet sich das enervis-Whitepaper mit dem Titel „Cost, benefits and contractual design of 24/7 PPA“.  

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