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Thesen zur Batteriezellfertigung: Europa soll 30 Prozent der weltweiten Nachfrage decken

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Der Bedarf an mobilen und stationären Stromspeichern wächst international in einem rasanten Tempo und wird sich bis 2030 „nach seriösen Schätzungen“ mehr als verzehnfachen. Darauf weist das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in einem Thesenpapier zur industriellen Batteriezellfertigung in Deutschland und Europa hin.

Die Batterietechnologie sei angesichts dieses Wachstums eine „Schlüsseltechnologie, die über alle Bereiche der industriellen Wertschöpfung, insbesondere aber für die Elektrifizierung der Verkehrssysteme, die Speicherung Erneuerbarer Energien sowie in privaten Haushalten, unentbehrlich sein wird.“

Aufgabe des Staates ist es, hierfür notwendige Rahmenbedingungen zu schaffen und zeitlich begrenzte Anschubhilfe zu leisten
– BMWi-Thesenpapier zur Batteriezellfertigung

Die damit verbundenen Wertschöpfungseffekte für die Volkswirtschaft seien enorm, die Beherrschung und Anwendung der Technologie in großem Maßstab sei für Deutschland und Europa eine wesentliche Voraussetzung für den Erhalt ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Neue Technologien und damit auch eine industriell wettbewerbsfähige Batteriezellproduktion zu entwickeln, aufzubauen und marktfähig zu machen sei primär die Aufgabe privater Unternehmen. „Aufgabe des Staates ist es, hierfür notwendige Rahmenbedingungen zu schaffen und zeitlich begrenzte Anschubhilfe zu leisten“, heißt es in dem Papier weiter.

Das BMWi habe vor diesem Hintergrund einen strategischen Ansatz zu einer industriellen Batteriezellproduktion entwickelt, „den wir gemeinsam mit allen Beteiligten in den nächsten Monaten weiter konkretisieren und umsetzen werden“. Ziel sei es, bis zum Jahre 2030 rund 30 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Batteriezellen aus deutscher und europäischer Produktion zu beliefern.

Europäische Batteriezellen sollen internationale Standards setzen

Diese Batteriezellen müssten die internationalen Benchmarks bilden. Dies soll durch eine hohe Energiedichte und Leistungsfähigkeit „zu wettbewerbsfähigen Preisen“, eine lange Lebensdauer und eine hohe Zahl von Ladezyklen sowie nachhaltige und umweltverträgliche Produktions- und Entsorgungsbedingungen (z.B. geringe CO2-Ausstöße bei Produktion und Logistik und eine hohe Recyclingquote) gewährleistet werden. Faire Arbeitsbedingungen sollen dabei in der gesamten Wertschöpfungskette der Batterieherstellung von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung sichergestellt sein.

Bis zum Jahr 2021 stellt das BMWi eine Milliarde € für die Förderung der Batteriezellproduktion in Europa bereit. Der Förderrahmen werde in Übereinstimmung mit den von der Europäischen Kommission eröffneten Möglichkeiten der „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) aufgestellt. „Die Bundesregierung wird in diesem Rahmen Unternehmen aus Deutschland fördern, die mit europäischen Partnern kooperieren. „Wesentliches Kriterium dabei ist der innovative Ansatz der Projekte.“

Industrielle Kooperationen: Zur Jahreswende sollen konkrete Ergebnisse vorliegen

Das Interesse sei nicht nur in Deutschland groß, sondern beispielsweise auch in Frankreich, Polen oder Österreich. Mit seinen Amtskollegen aus diesen Ländern, mit EU-Kommission-Vizepräsident Maros Sefcovic und der Wettbewerbskommissarin mit Kommissarin Margrethe Vestager und mit der Industrie führe Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) seit geraumer Zeit Gespräche.

Die Industrie arbeite „mit Hochdruck“ an der konkreten Ausgestaltung verschiedener industrieller Kooperationen, heißt es im Thesenpapier. „Signale aus der Industrie lassen erwarten, dass im Zeitfenster um die Jahreswende 2018/2019 konkrete Ergebnisse vorliegen können.“ Dabei geht es gegenwärtig um drei Konsortien. Danach werde über konkrete Fördermöglichkeiten für Konsortien sowie über Standorte entschieden. Staatliche Beihilfen für einzelne Firmen sind in der EU eigentlich untersagt. Ausnahmen gibt es etwa, wenn diese mit europäischen Zielen bei der wirtschaftlichen Entwicklung begründet werden können.

Viele Bundesländer melden Interesse als Standort an

Altmaier sagte nach einem Treffen mit Sefcovic, dass er zum Ende des ersten Quartals 2019 mit konkreten Investitionsentscheidungen für eine Batteriezellfabrik rechne. Pro Konsortium gehe es um 1.000 bis 2.000 Arbeitsplätze. Die Zellproduktion könnte dann 2021 aufgenommen werden.

Viele Bundesländer hätten bereits Interesse signalisiert, Standort einer solchen Fabrik zu werden, sagte der Minister. Er nannte Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, das Saarland sowie Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Als möglich gilt, dass im Zuge des Ausstiegs aus der Kohleverstromung die Fabrik in ein jetziges Braunkohle-Revier wie die Lausitz kommt.

Mittel- und langfristig mehrere Standorte geplant

Es werde aber nicht um einen, sondern mittel- und langfristig um mehrere Standorte gehen, sagte Altmaier. Geplant sei außerdem eine grenzüberschreitende Kooperation etwa mit Frankreich, Polen oder Österreich. Das Vorbild könnte das „Airbus“-Modell sein.

Derzeit kaufen VW, Daimler und BMW Zellen in Asien und bauen diese dann selbst zu großen Akkus für ihre Elektroautos zusammen. Die Bundesregierung und Gewerkschaften befürchten deshalb eine zu starke Abhängigkeit von externen Zulieferern und dringen seit längerem auf eine nationale oder zumindest europäische Lösung. Im Juli hatte der chinesische Hersteller CATL angekündigt, eine der größten Batteriezellfabriken für Elektroautos in Erfurt zu bauen. (EUWID / MBI)

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