Für viele Biogasanlagen läuft in den kommenden Jahren die EEG-Förderung aus. In vielen Projekten werden Optionen gesucht, wie die regenerative Energie auch nach dem Ende der Förderung für die Energiewende genutzt werden kann. In Thüringen will das Umweltministerium Landwirte unterstützen, die Biogasanlagen auch in Zukunft wirtschaftlich zu betreiben. Gemeinsam mit der Thüringer Landgesellschaft, ThEGA, ThEEN, dem Thüringer Bauernverband und dem Thüringer Biogasinstitut werden neue Geschäftsfelder für die Betreiber untersucht. „Eine Option dabei ist Wasserstoff“, heißt es seitens des Umweltministeriums.
„Wir werden gemeinsam förderwürdige Projekte erarbeiten und umsetzen, um Wasserstoff in den Markt zu bringen“, sagt Umweltstaatssekretär Olaf Möller. „Entscheidend ist am Ende, dass grüner Wasserstoff wirtschaftlich eingesetzt und regional angewendet wird.“ Er sei „optimistisch“, dass Biogas und Wasserstoff in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielen werden. „Denn hier verzahnen sich Klimaschutz und regionale Wertschöpfung.“
Im aktuell diskutierten Konjunkturprogramm der Landesregierung wolle man neue Technologien für mehr Klimaschutz unterstützen, und dazu gehört natürlich auch das Thema Wasserstoff“, so Möller weiter.
Wasserstoff und Biogas: Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten im Blickpunkt
Das Thüringer Biogasinstitut nimmt gegenwärtig drei Anlagen im Land mit Blick auch auf Wasserstoff unter die Lupe. Dafür fließen aus dem Förderprogramm „Solar Invest“ rund 25.000 €. Erste Ergebnisse werden Ende des Jahres erwartet. Neben den jeweiligen technischen Voraussetzungen stehe die Suche nach Abnehmern des produzierten Wasserstoffes und damit die Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten im Fokus.
So könnte eine Wasserstoff-produzierende Bioenergieanlage die H2-Modellregion Schwarzatal versorgen. Für das Pilotprojekt zwischen Rottenbach und Katzhütte gehe es perspektivisch um mehr als den Wasserstoffzug, der ab 2023 regulär fahren soll. Biogas bzw. Wasserstoff sollen dort auch Nahverkehrs-Busse antreiben und für Gebäudewärme bzw. -kälte sorgen. „Regional und grün erzeugt bietet Wasserstoff große Wertschöpfungspotenziale für die Region.“
Ein Drittel der regenerativen Stromerzeugung in Thüringen aus Bioenergie
Für 50 von aktuell 278 Biogasanlagen (Stand: 2019) in Thüringen läuft innerhalb der kommenden 5 Jahre die staatliche EEG-Förderung aus. Hier sind neue Förderinstrumente, aber auch alternative Nutzungskonzepte gefragt. Gerade in Thüringen ist die Bioenergie ein besonders wichtiger Energieträger. Die Bioenergie-Anlagen im Land sorgen derzeit für ein Drittel der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien. Hingegen liegt dieser Anteil bundesweit nur bei einem Viertel.
Biomasseanlagen stehen sowohl für die Grundlastsicherung im Stromnetz, können aber auch für Spitzenlast leicht zugeschaltet werden und bieten damit eine wichtige Flexibilitätskomponenten im Zuge der Energiewende. Darüber hinaus erzeugen sie Wärme und Kraftstoffe. Zugleich schließen die Anlagen Nährstoffkreisläufe, steigern die Düngeeffizienz und tragen damit aktiv zum Boden- und Gewässerschutz bei.
Kostenfreie Initialberatung für Biogasanlagenbetreiber
Ab 2020 erwarten der Fachverband Biogas und der Thüringer Erneuerbare Energien (ThEEN) erstmals seit dem Inkrafttreten des EEG einen Rückgang im Anlagenbestand und auch in der Strom- und Wärmebereitstellung. „In Thüringen wird der Rückbau von noch funktionstüchtigen Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarem Strom verstärkt ab 2022 und gravierend ab 2028 vonstattengehen, wenn keine Weiternutzungskonzepte für Biogasanlagen wie z.B. Flexibilisierungen oder Gasnetzeinspeisungen gefunden werden“, sagt ThEEN-Geschäftsführerin Jana Liebe.
ThEEN und Fachverband Biogas setzen sich deshalb schon seit Jahren für Lösungen zur Weiternutzung von Thüringer Biogasanlagen ein und erhalten dabei Unterstützung seitens der Thüringer Landesregierung. Seit einigen Monaten sind über die Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur (ThEGA) kostenfreie Initialberatungen für Biogasanlagenbetreiber möglich, finanziert von der Europäischen Union(EFRE) und dem Freistaat Thüringen (Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz). Im Rahmen der Beratung finden Vor-Ort-Begehungen und eine kurze Analyse verschiedener Optionen des Weiterbetriebs statt.
Auch auf Bundesebene müssten die Weichen gestellt werden. Die Branche fordert „schnellstmöglich“ eine Stabilisierung und Weiterentwicklung des Anlagenbestandes über die Anpassung der Ausschreibungsvolumina und der Ausschreibungsverfahren, außerdem eine Weiterentwicklung der Sondervergütungsklasse für Güllevergärungsanlagen sowie die Abschaffung des Flex-Deckels im EEG.
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