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StartErneuerbare EnergienTU Chemnitz mit Kurzzeit-Großkältespeicher elf Jahre nach Inbetriebnahme zufrieden

TU Chemnitz mit Kurzzeit-Großkältespeicher elf Jahre nach Inbetriebnahme zufrieden

Kältespeicherung hat sich deutschlandweit durchgesetzt

Auch elf Jahre nach Inbetriebnahme eines Kurzzeit-Großkältespeichers zeigt sich die TU Chemnitz damit zufrieden. Wie aus einer Mitteilung der TU hervorgeht, ist die Stadt Chemnitz ein Pionier beim Einsatz dieser Technologie, denn hier befindet sich seit der Inbetriebnahme 1973 eines der ältesten Fernkältesysteme in Europa. Bereits seit Juni 2007 ist in der Nähe der Chemnitzer Georgbrücke Deutschlands erster Kurzzeit-Großkältespeicher in Betrieb. Er beinhaltet etwa 3.500 m³ kaltes Wasser und versorgt viele Abnehmer der Stadt über ein 4,5 km langes Rohrsystem mit Fernkälte, darunter die Oper, Museen, Einkaufszentren und die Universität.

Einer der geistigen Väter des Großkältespeichers ist Prof. Thorsten Urbaneck, der Bereichsleiter Thermische Energiespeicherung an der Professur Technische Thermodynamik der TU Chemnitz ist. Gemeinsam mit der Stadtwerke Chemnitz AG (heute: eins energie in Sachsen GmbH und Co. KG sowie inetz GmbH) konzipierte er den riesigen Kaltwasserspeicher.

Nach elf Jahren alle Systeme voll funktionsfähig

Elf Jahre nach der Inbetriebnahme wurde unlängst das Wasser komplett abgelassen, um im Inneren des Speichers unter anderem die Verbindungen der Segment-Bauteile, die Rohrleitungen und die Messtechnik zu überprüfen und zu warten. „Nach elf Jahren sind alle Systeme voll funktionsfähig und der Speicher sieht innen sehr gut aus“, so Urbaneck.

Ulf Uhlig, Abteilungsleiter bei inetz, ergänzt: „Wir sind mit der Tankkonstruktion und dem inneren Tragwerk sowie dem Be- und Entladesystem sehr zufrieden. Nun wissen wir auch, dass die Konstruktion weitere Jahrzehnte hält und wir die Vorteile des Speichers für den Betrieb des Fernkältesystems uneingeschränkt weiternutzen können.“

„Der Kältespeicher entkoppelt die Kälteerzeugung vom Kälteverbrauch“, erläutert der Forscher. Der gut gedämmte Kältespeicher werde nachts durch Absorptionskältemaschinen aufgeladen und könne tagsüber die Spitzenlasten im Fernkältesystem decken. So kann sehr schnell auf eine schwankende Nachfrage nach Kälte reagiert werden. „Insgesamt können wir sagen, dass in Chemnitz die gesamte Systemlösung – also das Zusammenspiel von Verbrauchern und Speicher – sehr gut funktioniert. Vor allem das schwierige Problem der Schichtung des Wassers ist gut gelöst“, meint Urbaneck.

Weitere Verbesserungen geplant

Um weitere Verbesserungen zu erreichen, laufen an der Professur Technische Thermodynamik der TU Chemnitz fortlaufend Forschungs- und Entwicklungsarbeiten. Ziel sei, die Funktion der Kältespeicher zu verbessern, eine Langzeitbeständigkeit sicherzustellen und die Kosten zu reduzieren, sowohl bei der Errichtung als auch bei einer optimalen Betriebsweise.

Die in Chemnitz entwickelte Form der Kältespeicherung habe sich in den vergangen Jahren deutschlandweit viel schneller durchgesetzt als erwartet, was auch an den steigenden Energiepreisen liege. In den vergangenen Jahren wurden in der Bundesrepublik weitere Kältespeicher errichtet, in die auch Know-how der TU Chemnitz geflossen sei. „Wir haben an zwölf konkreten Projekten mitgewirkt. Im nächsten Jahr werden allein durch diese Projekte über 26.000 m³ Kaltwasser zur Speicherung eingesetzt“, berichtet Urbaneck. Eine relative neue Entwicklung seien gebäudeintegrierte Speicher.

Bei der industriellen Kälteversorgung sei die Errichtung eines Tankspeichers mit einem Durchmesser und einer Höhe von beispielsweise 20 m überhaupt kein Thema. Geht es um schicke Instituts- oder Klinikgebäude, habe die Betreiber oft andere Vorstellungen zur Gestaltung des Umfeldes, meint der Forscher. Dann wird der Speicher im Gebäude versteckt. Die Projekte decken zurzeit Speichergrößen zwischen 500 und 1.500 m³ ab. Die Gebäudeintegration sei von der Planung her etwas aufwendiger, da es mehr Schnittstellen gebe.

Vattenall: Kältezentrale am Potsdamer Platz erzielt Rekordabsatz

Unterdessen berichtet der Versorger Vattenfall, dass seine Kältezentrale am Potsdamer Platz in Berlin einen Rekordabsatz erzielt hat. Nachdem der März der kälteste seit Jahren war und der April der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnung, ist auch der Mai 2018 auf Hitze-Rekordkurs. Das gelte für die Vattenfall Kältezentrale am Potsdamer Platz – nur im umgekehrten Sinn, teilte das Unternehmen mit.

Noch nie habe die Anlage in einem Mai so viel Kälte geliefert wie in diesem Jahr: Über 8.000 MWh wurden seit dem 1. Mai abgesetzt – mit einem Spitzenwert von über 30 MW Leistung, was der Leistung von 600.000 Kühlschränken entspricht.

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