Vattenfall, ARGE Netz und MAN planen großindustrielles Power-to-Gas-Projekt

Vattenfall, ARGE Netz und MAN Energy Solutions wollen im Industriepark Brunsbüttel mit „HySynGas“ das weltweit erste industrielle Großprojekt zur Herstellung synthetischer Gase aufbauen. Wie Vattenfall mitteilte, soll die Anlage mit regionalem Strom aus erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff und synthetisches Gas herstellen. Geplant seien ein Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab mit einem Leistungsvermögen von mindestens 50 Megawatt (MW) und eine Anlage zur Herstellung synthetischen Methans mit einer Leistung von mindestens 40 Tonnen pro Tag.

„Die Technik ist einsatzreif, und die Unternehmen wollen in die grüne Energiezukunft investieren“, sagte Oliver Weinmann, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Innovation GmbH. Allerdings erlauben die aktuellen gesetzgeberischen Rahmenbedingungen derzeit noch keinen wirtschaftlichen Betrieb, so Vattenfall weiter. Die Projektpartner ARGE Netz, MAN Energy Solutions und Vattenfall bewerben sich daher auf ein Reallabor des Bundeswirtschaftsministeriums. Bereits im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wurde die Notwendigkeit von Rahmenbedingungen betont, um Wasserstoff auf Basis Erneuerbarer für die Herstellung von Kraftstoffen im Bereich Mobilität nutzbar zu machen. „Das Reallabor muss nun die Möglichkeit schaffen, grüne Gase wirtschaftlich vor Ort und deutschlandweit ohne Belastungen auf dem Strompreis nutzen zu dürfen“, so Weinmann. „Zugleich wollen wir uns dafür einsetzen, die Anrechenbarkeit von grünem Wasserstoff bzw. grünem SNG im Transportsektor zu ermöglichen.“

Norddeutschland soll zum Hub für Power-to-Gas werden

Ziel dieser Innovationspartnerschaft ist es Vattenfall zufolge, einen einzigartigen Power-to-Gas-Hub für sektorenübergreifende Dekarbonisierung in Norddeutschland zu etablieren. „Wir haben uns ganz bewusst für den Industriepark Brunsbüttel als Standort entschieden“, betonte Stephan Frense, Geschäftsführer der Erneuerbaren-Unternehmensgruppe ARGE Netz. Wir wollen in Schleswig-Holstein die technologische Führungsposition im Bereich Power-to-Gas absichern und weiter ausbauen. Erneuerbare Energien sind schon heute in der Region in großen Mengen verfügbar.

Ziel sei es deshalb auch, die P2G-Anlage systemdienlich zu fahren. Dabei gelte es, den Nutzungsgrad erneuerbarer Energien zu erhöhen sowie den Ausstoß des klimaschädlichen CO2 zu verringern. Das Konsortium könne bereits auf namhafte Abnehmer der erzeugten Gase wie die Volkswagen Konzernlogistik, diverse Stadtwerke und auch Industriebetriebe vor Ort verweisen. „Während der Wasserstoff in der Region genutzt werden soll, wollen wir das SNG in das deutsche Erdgasnetz einspeisen und somit bilanziell in ganz Deutschland zur Verfügung stellen“, sagte Uwe Lauber, Vorstandsvorsitzender von MAN Energy Solutions. Mit einem möglichen künftigen LNG-Terminal in Brunsbüttel ergebe sich perspektivisch die Möglichkeit, das angelandete Erdgas klimaschonend zu veredeln, also mit grünem synthetischem Gas aus Schleswig-Holstein zu vermengen.

„Deutschland muss Technologieführerschaft bei Power-to-Gas stärken“

„Mit dem Innovationsprojekt verknüpfen wir auch einen industriepolitischen Anspruch. Deutschland muss seine Technologieführerschaft bei Power-to-Gas und den Export von innovativer Klimatechnologie stärken“, so Lauber weiter. „Der deutsche Anlagenbau ist mit Blick auf einen weltweiten Zukunftsmarkt für Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe bisher gut positioniert. Diesen Vorsprung müssen wir halten, und darauf arbeiten wir mit diesem Projekt hin.”

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