Die Stromversorgung war 2022 in Deutschland besonders zuverlässig: Verbraucher mussten im vorigen Jahr im Schnitt nur 10,6 Minuten ohne Strom auskommen. Das geht aus der neuen Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik des Forums Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (VDE FNN) hervor. 2021 hatten die Kunden noch durchschnittlich 12,1 Minuten lang keinen Strom. Nur im Jahr 2020 war die durchschnittliche Strom-Unterbrechungsdauer (Nichtverfügbarkeit) mit einer Dauer von 10,2 Minuten noch kürzer.
Außergewöhnlich selten kam es voriges Jahr zu extremen Wetterlagen, sodass dadurch verursachte Störungen in der Stromversorgung nur im geringen Maße auftraten, berichtet VDE FNN. Störungen durch höhere Gewalt, wie sie zum Beispiel durch extreme Wetterlagen verursacht werden, werden bei der durchschnittlichen Strom-Unterbrechungsdauer herausgerechnet und getrennt erfasst. Die Nichtverfügbarkeit nur durch höhere Gewalt belief sich 2022 auf 3,0 Minuten. Das Jahr 2021 dagegen war geprägt von schweren Überschwemmungen im Westen und Südwesten Deutschlands. Die Strom-Unterbrechungsdauer durch höhere Gewalt beziehungsweise Extremwetterlagen lag daher bei 9,2 Minuten.
Umbau des Energiesystems auf erneuerbare Energien: Netzbetrieb wird anspruchsvoller
Der Ausbau der erneuerbaren Energien habe auch 2022 keinen erkennbaren Einfluss auf die Versorgungszuverlässigkeit. Allerdings hat die Zahl der Situationen zugenommen, in denen die Stromnetzbetreiber eingreifen mussten, um den Vorrang von erneuerbarer Energie sicherzustellen.
Die Systemstabilität ist eine entscheidende Grundlage für eine sichere und zuverlässige Stromversorgung. Durch den Umbau des Energiesystems auf erneuerbare Energien nimmt die Netzauslastung zu und der Aufwand zur Aufrechterhaltung der Netz- und Systemsicherheit steigt weiter an. Gleichzeitig verzögert sich der Netzausbau. Für Abhilfe soll zukünftig mehr Intelligenz und Flexibilität im System, zum Beispiel in Form von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen in der Niederspannung, sorgen. Zusätzlich lässt sich dadurch der Netzausbau effizienter gestalten und die Energie-, Verkehrs- und Wärmewende beschleunigen.
Die VDE FNN Störungs- und Verfügbarkeitsstatistik zeigt, wie sich die Qualität der Stromversorgung in Deutschland entwickelt. Die Basis der jährlich veröffentlichten Statistik sind freiwillige Angaben von Netzbetreibern zu Störungen und Verfügbarkeiten von Strom. Die Daten repräsentieren laut VDE FNN rund 75 Prozent des deutschen Stromnetzes und umfassen sämtliche Spannungsebenen.