Um eine konkurrenzfähige industrielle Batteriezellfertigung in Deutschland zu erreichen, will das Bundesforschungsministerium (BMBF) in den kommenden 4 Jahren weitere 500 Mio. € investieren. Das erklärte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) bei der Vorstellung des neuen Dachkonzepts „Forschungsfabrik Batterie“ in Berlin.
Das Geld soll in die gesamte Wertschöpfungskette fließen – in die Materialforschung, die Konzeption der Zellen und Prozesse sowie in die Produktionsforschung für eine industrielle Batteriezellfertigung.
„Wir müssen unsere Kapazitäten vergrößern“, mahnte die Ministerin. Die Voraussetzungen dafür seien gut: „Bei uns ist eine starke Autoindustrie zu Hause, wir haben hochqualifizierte Arbeitskräfte und eine starke Forschung“, so Karliczek. Jetzt sei es wichtig, exzellente Forschung und Produktion zusammenzubringen.
Das neue Konzept vereint alle bisherigen Fördermaßnahmen und -programme zur Batterieforschung unter einem Dach und baut auf den bestehenden Kompetenzen auf. In drei Modulen wird die Förderung gebündelt, neu ausgerichtet und aufeinander abgestimmt.
Förderung in 3 Modulen
1. Material
Mit der Initiative „Excellent Battery“ unterstützt das seit 2012 exzellente Forschungsstandorte, die neue Materialkonzepte entwickeln und erproben. Die Initiative wird in zwei Phasen mit etwa 40 Mio. € finanziert.
Festkörper-Batterien werden aktuell als viel versprechende Weiterentwicklung von etablierten Lithium-Ionen-Batterien mit flüssigen Elektrolyten gesehen, insbesondere für die Elektromobilität, heißt es in einer Mitteilung des BMBF. Der Forschungscluster „FestBatt“ soll die wissenschaftliche Basis für eine Etablierung von Festkörperbatterien in Deutschland legen. Das BMBF fördert die Partner des Clusters mit rund 16 Mio. €.
2. Zelle und Prozesse
Jeder einzelne Prozessschritt hat Einfluss auf die Leistungsfähigkeit, die Qualität und die Kosten von Batteriezellen, heißt es. Um diese Zusammenhänge wissenschaftlich aufzuklären und für die Industrie in Deutschland zugänglich zu machen, wurde bereits im Jahr 2016 „ProZell“, der Kompetenzcluster zur Batteriezellproduktion, durch das BMBF initiiert. Im Forschungscluster werden die Kompetenzen von 22 Forschungseinrichtungen und die an unterschiedlichen Standorten vorhandenen Forschungsanlagen und -infrastrukturen zur Batteriezellfertigung zusammengeführt. Das BMBF unterstützt „ProZell“ mit rund 16 Mio. €.
In der Forschungsproduktionslinie am Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) in Ulm werden Material- und Zellkonzepte im Labor im Hinblick auf ihre Eignung für die Massenproduktion getestet und validiert.
3. Batteriezellfertigung
Aussichtsreiche Batterien, die die ersten Tests am ZSW bestanden haben, werden nach Ministeriumsangaben im nächsten Schritt in der neu zu errichtenden „Forschungsfertigung Batteriezelle“ in einem massentauglichen Maßstab prozessiert und untersucht. Voraussetzung hierfür sei eine Verpflichtung durch die Industrie, die Arbeiten, bei erfolgreichem Verlauf, weiterzuführen und umzusetzen.
Forschungsfertigung Batteriezelle ist das neue Element des Konzeptes
Die Forschungsfertigung Batteriezelle ist das neue Element des Konzeptes. Ziel sei es, den Transfer von neuen Batteriekonzepten und Produktionsverfahren in die Praxis zu beschleunigen. Zudem hätten Unternehmen die Chance, ihre Batteriekonzepte auf Massenfertigungstauglichkeit zu prüfen.
Bis Mitte des Jahres 2019 soll der Standort der neuen Einrichtung ausgewählt werden, danach beginnt die Errichtungsphase. Sechs deutsche Zellfertiger haben bereits ihre Unterstützung für den Aufbau und Betrieb der Forschungsfertigung zugesagt. Beim Batterieforum überreichten sie Bundesforschungsministerin Karliczek ein entsprechendes „Memorandum of Unterstanding“. In dem Konsortialkreis der Zellfertiger engagieren sich die BMZ, Customcells Itzehoe, EAS Batteries, Leclanché, Liacon sowie TerraE.
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