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IEA legt Renewables 2025 vor

Weltweiter Erneuerbaren-Ausbau boomt trotz einbrechendem US-Markt weiter

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Die installierte Leistung erneuerbarer Energien dürfte sich nach Einschätzung der Internationalen Energie-Agentur (IEA) bis 2030 mehr als verdoppeln. Allerdings sei der Sektor mit Gegenwind in den Bereichen Lieferketten, Netzintegration und Finanzierung konfrontiert, heißt es im jetzt vorgelegten Bericht „Renewables 2025“. Während die Ausbauprognose für die USA und China reduziert wurde, gibt es eine kompensierende Gegenbewegung im Rest der Welt.

„Renewables 2025“ ist der wichtigste jährliche Branchenbericht der IEA im Bereich der Erneuerbaren. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen wachse weltweit weiter stark. Angetrieben durch den rasanten Ausbau der Photovoltaik erfolge die Expansion der Erneuerbaren in einem Umfeld angespannter Lieferketten, Herausforderungen bei der Netzintegration, finanzieller Belastungen und politischer Veränderungen. Der Bericht erwartet bis 2030 einen Zuwachs der weltweiten Erneuerbaren-Kapazität um 4.600 Gigawatt (GW) – das entspricht in etwa der gesamten Stromerzeugungskapazität von China, der Europäischen Union und Japan zusammen.

Die weltweite erneuerbare Erzeugungskapazität dürfte bis 2030 das 2,6-Fache des Niveaus von 2022 erreichen, bleibt damit jedoch hinter dem auf der COP28 vereinbarten Ziel einer Verdreifachung zurück. Auf der Klimakonferenz COP28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten im November 2023 einigten sich fast 200 Länder auf das Ziel, die weltweite Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 zu verdreifachen. „Dieses Ziel kann jedoch noch erreicht werden, wenn die Länder verstärkte politische Maßnahmen ergreifen, um die bestehenden Lücken bei Ambitionen und Umsetzung zu schließen“, so die IEA.

Verdreifachung der regenerativen Kapazität bis 2030 wird vermutlich nicht erreicht

Im beschleunigten Szenario des jetzt vorgelegten Berichts würde die weltweite Kapazität erneuerbarer Energien bis 2030 das 2,8-Fache des Niveaus von 2022 erreichen – „vorausgesetzt, die Länder reduzieren politische Unsicherheiten, verkürzen Genehmigungsverfahren, erhöhen Investitionen in die Netzinfrastruktur, erweitern die Systemflexibilität zur besseren Integration fluktuierender Erneuerbarer und mindern Finanzierungsrisiken“.

Photovoltaik wird der Kalkulation zufolge in den nächsten fünf Jahren rund 80 Prozent des weltweiten Zuwachses an erneuerbarer Stromerzeugung ausmachen – begünstigt durch niedrige Kosten und verkürzte Genehmigungsverfahren – gefolgt von Wind-, Wasser-, Bioenergie- und Geothermieanlagen. Geothermieprojekte dürften in wichtigen Märkten wie den USA, Japan, Indonesien sowie in zahlreichen Schwellen- und Entwicklungsländern historische Höchststände erreichen. Steigende Herausforderungen bei der Netzintegration führen zudem zu einem neuen Interesse an Pumpspeicherkraftwerken, deren Wachstum in den kommenden fünf Jahren voraussichtlich fast 80 Prozent schneller verlaufen wird als in den fünf Jahren zuvor.

China dürfte ehrgeiziges Ziel für 2030 „sicher“ erreichen

In Schwellenländern in Asien, dem Nahen Osten und Afrika sorgten Kostenvorteile und stärkere politische Unterstützung für einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren, da viele Regierungen neue Auktionsprogramme einführen und ihre Ziele anheben. Indien wird voraussichtlich zum zweitgrößten Wachstumsmarkt für erneuerbare Energien weltweit – nach China – und dürfte sein ehrgeiziges Ziel für 2030 „sicher“ erreichen.

Auf Unternehmensebene bleibe das Vertrauen in Erneuerbare groß. Die meisten großen Entwickler hätten ihre Ausbauziele für 2030 im Vergleich zum Vorjahr beibehalten oder erhöht, was die Widerstandsfähigkeit und den Optimismus des Sektors widerspiegele. „Eine Ausnahme bildet die Offshore-Windenergie, deren Wachstumsaussichten etwa 25 Prozent unter denen des Vorjahresberichts liegen – bedingt durch politische Änderungen in wichtigen Märkten, Engpässe in den Lieferketten und steigende Kosten.“

„Das Wachstum der weltweiten erneuerbaren Kapazitäten in den kommenden Jahren wird von der Photovoltaik dominiert – aber auch Wind-, Wasserkraft-, Bioenergie- und Geothermieanlagen leisten ihren Beitrag“, sagte Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA. „Die Photovoltaik wird voraussichtlich rund 80 Prozent des Zuwachses der weltweiten erneuerbaren Kapazität in den nächsten fünf Jahren ausmachen. Neben etablierten Märkten wird sie auch in Ländern wie Saudi-Arabien, Pakistan und mehreren südostasiatischen Staaten stark zulegen.“ Da die Rolle der Erneuerbaren in vielen Stromsystemen weiter wachse, müssten politische Entscheidungsträger besonders auf die Sicherheit der Lieferketten und die Herausforderungen bei der Netzintegration achten.

Veränderter Rahmen in den USA und China führt zu Korrektur der Ausbauprognosen

Die Prognose für das Wachstum der weltweiten erneuerbaren Erzeugungskapazität wurde leicht nach unten korrigiert – hauptsächlich aufgrund politischer Änderungen in den Vereinigten Staaten und in China. Für den Zeitraum 2025 bis 2030 liegt die Wachstumsprognose für erneuerbare Energien fünf Prozent unter dem Wert des Vorjahresberichts. Dies spiegelt die politischen, regulatorischen und marktbezogenen Veränderungen seit Oktober 2024 wider.

Für die USA wurde die Prognose um fast 50 Prozent nach unten angepasst. „Ausschlaggebend sind mehrere politische Entscheidungen, darunter das vorzeitige Auslaufen bundesstaatlicher Steuervergünstigungen, neue Importbeschränkungen, die Aussetzung neuer Offshore-Wind-Leasingrunden sowie restriktivere Genehmigungsverfahren für Onshore-Wind- und Photovoltaikprojekte auf Flächen im Bundesbesitz“, zählt der IEA-Bericht auf.

Chinas Umstellung von festen Einspeisetarifen auf Ausschreibungen beeinträchtigt die Wirtschaftlichkeit vieler Projekte und führt zu geringeren Wachstumserwartungen. „Trotzdem entfällt weiterhin fast 60 Prozent des weltweiten Zuwachses an erneuerbaren Kapazitäten auf China, das auf Kurs ist, sein kürzlich bekannt gegebenes Wind- und Solarziel für 2035 bereits fünf Jahre früher zu erreichen – und damit seine Tradition vorzeitiger Zielerfüllungen fortzusetzen.“

Positive Dynamik in Indien, Europa und anderen Regionen wirkt kompensierend

Die positive Nachricht: Die Rückgänge werden teilweise durch die positive Dynamik in anderen Regionen – insbesondere in Indien, Europa und den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern – kompensiert. So wurde die Wachstumsprognose in der Europäischen Union leicht nach oben korrigiert, da die Installationen von großflächigen Photovoltaikanlagen höher ausfielen als erwartet – angetrieben durch eine starke Nachfrage nach Unternehmensstromabnahmeverträgen (PPAs) in Deutschland, Spanien, Italien und Polen. Dies gleiche die schwächeren Aussichten für die Offshore-Windenergie teilweise aus.

Auch in anderen Regionen und Ländern wurden die Aussichten aufgrund ehrgeiziger neuer Politiken, erweiterter Ausschreibungsvolumina, schnellerer Genehmigungen und des zunehmenden Ausbaus von Dach-Solaranlagen nach oben korrigiert. Unternehmensstromabnahmeverträge (PPAs), Versorgerverträge und Merchant-Projekte seien ebenfalls wichtige Treiber und werden zusammen 30 Prozent des weltweiten Zuwachses an Erneuerbaren bis 2030 ausmachen – doppelt so viel wie in der Vorjahresprognose.

Die PV dürfte den Ausbau der Erneuerbaren bis 2030 dominieren und bleibe in den meisten Ländern die kostengünstigste Option für neue Erzeugungskapazitäten. Die Windenergie werde trotz kurzfristiger Herausforderungen voraussichtlich ebenfalls deutlich zulegen, sobald Lieferengpässe abgebaut sind und Projekte – insbesondere in China, Europa und Indien – weiter voranschreiten. „Wasserkraft und andere erneuerbare Technologien werden weiterhin wichtige Beiträge zur Stromnetzstabilität und zur Flexibilisierung leisten.“

Lieferketten für PV und Seltene Erden bleiben stark auf China konzentriert

Die globalen Lieferketten für Photovoltaik und Seltene Erden (für Windturbinen) bleiben stark auf China konzentriert, was anhaltende Risiken für die Versorgungssicherheit unterstreicht. Auch wenn weltweit in neue Produktionskapazitäten investiert wird, dürfte die Konzentration in China in zentralen Segmenten der Wertschöpfungskette über 90 Prozent bis 2030 betragen.

Gleichzeitig führe der rasante Ausbau volatiler Erneuerbarer zu wachsendem Druck auf die Stromsysteme. „Abregelungen und negative Strompreise treten bereits in mehr Märkten auf – ein Signal für den dringenden Bedarf an Investitionen in Netze, Speicher und flexible Erzeugung“, betont die IEA. Einige Länder reagierten bereits mit neuen Kapazitäts- und Speicherausschreibungen, „doch es wird deutlich mehr erforderlich sein, um variable Erneuerbare kosteneffizient und sicher zu integrieren“.

Die Rolle der Erneuerbaren in den Bereichen Verkehr und Wärme wird in den kommenden Jahren voraussichtlich „leicht“ zunehmen, heißt es weiter. Im Verkehrssektor soll ihr Anteil am Energieverbrauch von vier Prozent heute auf sechs Prozent im Jahr 2030 steigen – hauptsächlich durch erneuerbaren Strom für Elektrofahrzeuge in China und Europa, ergänzt durch Biokraftstoffe in Brasilien, Indonesien, Indien und anderen wichtigen Märkten. Der Anteil der Erneuerbaren an der weltweit zur Wärmeerzeugung genutzten Energie in Gebäuden und Industrie dürfte im Prognosezeitraum von 14 Prozent auf 18 Prozent steigen.

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