Der Windenergieanlagenhersteller Senvion hat sich mit seinen Kreditgebern auf eine finanzielle Unterstützung verständigt, die eine Fortführung der Geschäfte bis mindestens Ende August und „möglicherweise darüber hinaus sicherstellt, sofern die laufenden Gespräche mit Kreditgebern erfolgreich abgeschlossen werden können“. Das teilte das Unternehmen jetzt mit. Die Einigung ermögliche es Senvion, den M&A-Prozess fortzuführen und „zeitnah“ ein Ergebnis zu erzielen. Gespräche mit möglichen Investoren befänden sich in einem „fortgeschrittenen Stadium“.
Dank des hohen Einsatzes und Engagements der gesamten Belegschaft habe man die Optionen prüfen können, um ein „bestmögliches Ergebnis“ für das Unternehmen zu erzielen, erklärte Yves Rannou, CEO von Senvion. „Allerdings konnten die Verhandlungen mit möglichen Investoren bislang noch nicht abgeschlossen werden, weswegen wir den Verkaufsprozess nun beschleunigen.“
Gleichzeitig werde man eine Überprüfung aller Geschäftsbereiche zur Sicherung des profitablen Kerngeschäfts von Senvion einleiten, um die fortgeschrittenen Gespräche mit Investoren zeitnah zum Abschluss zu bringen. Für den Fall eines Scheiterns der Verkaufsbemühungen für das Gesamtunternehmen oder dessen zentralen Geschäftseinheiten werde Senvion sich gleichwohl „auf alle Optionen vorbereiten müssen“, heißt es weiter. Deshalb werde die Geschäftsführung kurzfristig Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über einen Sozialplan und Interessensausgleich für Mitarbeiter in all jenen Geschäftsbereiche führen, für die innerhalb des vorgegebenen Zeitraums kein Investor gefunden werden kann.
– Meinhard Geiken, IG Metall Küste
Die IG Metall Küste begrüßte, dass der Betrieb des insolventen Windanlagenherstellers Senvion zunächst fortgesetzt werden könne. „Auf den Mitarbeiterversammlungen ist deutlich geworden, dass ein Verkauf des Unternehmens als Ganzes immer unwahrscheinlicher wird“, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Die Insolvenzverwalter haben deshalb angekündigt, unverzüglich Verhandlungen über einen Sozialplan und Interessenausgleich mit den Arbeitnehmervertretern aufzunehmen.“ Auch bei einem Verkauf von Teilbereichen gehe es der Gewerkschaft darum, möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. „Die Beschäftigten und ihr Know-how sind der wahre Wert des Unternehmens. Das sollte möglichen Investoren bewusst sein.“
Für Beschäftigte, die nicht übernommen werden, fordert die IG Metall Küste Transfergesellschaften. „Damit kann verhindert werden, dass Mitarbeiter direkt in die Arbeitslosigkeit gehen. Außerdem lassen sich so Fachkräfte in der Windbranche und den jewei-ligen Regionen halten“, erklärte Bezirksleiter Geiken. „Auch die Landesregierungen in Bremen, Hamburg und Schleswig-Holstein sind aufgefordert, alles dafür zu tun, um den Beschäftigten bei Senvion in dieser für sie schwierigen Situation zu helfen.“
Neu installierte Windenergieleistung im ersten Halbjahr um 89 Prozent über Vorjahr
Im April hatte Senvion den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, kurz danach konnte das Unternehmen vermelden, dass ein Massekreditvertrag über 100 Mio. € mit Kreditgebern und wesentlichen Anleihegläubigern unterzeichnet wurde. Ungeachtet des Insolvenzverfahren, das vom Amtsgericht Hamburg Anfang Juli offiziell eröffnet wurde, hat das Unternehmen im ersten Halbjahr eine dynamische Entwicklung verzeichnet. So ist die neu installierte Windkraftleistung in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 89 Prozent auf 546 MW gestiegen.
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