Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) hat den Zubau der erneuerbaren im Land im Jahr 2017 unter die Lupe genommen und einen erheblichen Nachholbedarf identifiziert.
Die neue Bundesregierung gibt als Ziel vor, bis 2030 einen Anteil von 65 Prozent Erneuerbare Energien am Stromverbrauch zu erreichen. „Nach unseren Berechnungen ist dafür ein jährlicher, bundesweiter Zubau von jeweils 4.000 MW Windenergie und PV notwendig“, sagt Reiner Priggen, Vorsitzender des LEE NRW.
Nehme man als Richtschnur für die regionale Verteilung den Königsteiner Schlüssel, bedeute das für NRW einen jährlichen Zubau von jeweils rund 800 MW PV und Wind. „Davon sind wir aktuell weit entfernt.“ Das Rekordergebnis bei der Windenergie im vergangenen Jahr dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Ausbaueinbruch bevorstehe. Dieses Ergebnis werde sich „absehbar so nicht wiederholen, da die Rahmenbedingungen sich dramatisch verschlechtert haben“.
Die Entwicklung im Jahr 2017 im Überblick:
Einmaleffekte führen zu Windkraft-Rekordjahr
Einmaliger hoher Zubau von 312 Windenergieanlagen mit 868 Megawatt (MW) im Gesamtjahr 2017. Vorzieheffekte durch verschlechterte Gesetzeslage trübten Prognose, so der LEE NRW: Einbruch um 50 Prozent für 2018 erwartet.
Schleppender Ausbau der Photovoltaik
Zubau der Solarenergie verläuft seit Jahren schleppend: 2017 insgesamt nur ein Zubau von 195 MW mit 11.469 Anlagen. NRW müsse das Potential auf Dachflächen im urbanen Raum ausnutzen. Photovoltaik (PV) und E-Mobilität seien „ideale Partner“, heißt es weiter: „selbstgenutzter Solarstrom muss von der EEG-Umlage befreit werden“.
Biomasse als Multitalent verkannt
Energie aus Biomasse werde als Multitalent für Strom, Wärme und Kraftstoff weiterhin verkannt, beklagt der Branchenverband. Aktuell sind rund 1.285 Anlagen mit 790 MW am Netz, der Zubau stagniert. Im Bestand finden sich etwa 623 Biogasanlagen (295 MW).
Wasserkraft als optimale Ergänzung zu Wind, Sonne & Co.
Aktuell stabilisieren 435 Wasserkraftanlagen mit 480 MW das Netz, darunter zwei Pumpspeicherkraftwerke. Im flexiblen Energiesystem der Zukunft sei die Wasserkraft in NRW ein „wichtiger Bestandteil und kann als verbrauchernahe und zuverlässige Energiequelle den Verbund der erneuerbaren Energien optimal ergänzen“, hebt der LEE NRW hervor.
Hälfte der Wärmebedarfs könnte aus Geothermie stammen
Die Hälfte des Wärmebedarfs aller nordrhein-westfälischen Haushalte (271 Terrawattstunden) könne durch Geothermie gedeckt werden (Potenzial 154 TWh), rechnet der LEE NRW vor. Aktuell sorgten rund 53.000 erdgekoppelte Wärmepumpen für nachhaltige Wärmeerzeugung in NRW.