Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) will Kohlekraftwerke zu großen Wärmespeichern umfunktionieren, mit Flüssigsalz als Speichermedium. Dazu soll an einem Kraftwerksstandort im Rheinischen Revier ein Wärmespeicherkraftwerk als Reallabor errichtet werden.
Ziel des Baus und Betriebs dieser Pilotanlage sei es, Flüssigsalz-Wärmespeicher einem umfassenden Praxistest zu unterziehen, geht aus einer aktuellen Mitteilung des DLR hervor. „Thermische Speicher bieten das Potenzial, ideale Energiespeicher im Gigawattstunden-Maßstab zu sein“, wird der Direktor des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik, Prof. André Thess, zitiert.
Laut Prof. Bernhard Hoffschmidt, dem Leiter des DLR-Instituts für Solarforschung, bietet es gleich mehrere Vorteile, bestehende Kraftwerke zu großen Speicherkraftwerken umzubauen: „Mit der Nachnutzung kann ein Großteil der bestehenden – zum Teil noch jungen und sehr effizienten – Kraftwerkstechnik erhalten bleiben. Und indem die Infrastruktur aus dem ‚ersten Leben‘ der Kraftwerke zu großen Teilen übernommen wird, spart der Umbau enorme Kosten und Arbeitsplätze können erhalten bleiben“.
Bestehende Kraftwerksinfrastruktur kann weiter genutzt werden
So könne die bestehende Kraftwerksinfrastruktur wie beispielsweise Netzanschlüsse und Turbinen weitergenutzt werden. Nur die Zulieferung des Rohstoffs und die Speicher änderten sich. Als Zwischenschritt auf dem Weg zum vollständig kohlenstoffdioxidfreien Third Life – nach einem ersten Leben als Kohle- und dem zweiten als Gaskraftwerk – sei, so das DLR, zunächst ein Hybridkraftwerk denkbar, in dem ein Mix aus wärmespeicher- und gasbefeuertem Dampf den Strom generiert.
Als erfolgversprechendes Speichermedium stellte sich Flüssigsalz heraus, heißt es seitens des DLR. Salz wäre in mehrerlei Hinsicht ideal: Es ist kostengünstig, weltweit verfügbar und kann in flüssiger Form bei Temperaturen zwischen 170 und 560 Grad Celsius eingesetzt werden. Wärmeenergie in Flüssigsalz zu speichern, testeten die DLR-Forscher bereits ab September 2017 mit einer Testanlage des DLR-Instituts für Technische Thermodynamik am Standort Köln.
DLR erprobte bereits Flüssigsalz als Speichermedium
Die „Test Facility for Thermal Energy Storage in Molten Salt“ („Tesis“) im Wert von zirka 3,5 Mio. € wurde vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) gefördert und zum Teil aus DLR-Eigenmitteln finanziert. Die Bauzeit und Inbetriebnahme betrug 14 Monate. Die DLR-Forscher rechnen eigenen Angaben zufolge damit, dass sich die Kosten für Flüssigsalzspeicher durch die mit Hilfe der Testanlage möglichen Weiterentwicklungen um bis zu 40 Prozent reduzieren lassen.