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Energiewoche 19/2025

Impulse für die Weiterentwicklung des Strommarkts: Der Druck wächst

Die Fragen nach der Weiterentwicklung des Strommarkts haben in den vergangenen Tagen jede Menge neue Impulse erhalten. Der Bidding Zone Review von Entso-E zeigt Effizienzvorteile einer Aufteilung der deutsch-luxemburgischen Stromgebotszone, hier sind die Vorbehalte aber weiter groß. Der von der BNetzA vorgelegte Szenariorahmen für den Netzentwicklungsplan Strom hinterlegt einen erheblich dynamischeren Ausbau von Großbatteriespeichern als bislang. Das große Aufregerthema der Woche war derweil der weitflächige Ausfall der Stromversorgung in Spanien und Portugal, dessen Ursachen bislang nicht umfassend geklärt sind.

Der Titelbereich der Ausgabe 19.2025 von ContextCrew Neue Energie stellt den von der Bundesnetzagentur genehmigten Szenariorahmen Strom – und den zugleich vorgelegten Szenariorahmen Gas/Wasserstoff vor. Die Vernetzung der beiden Szenariorahmen soll ermöglichen, dass Netzentwicklungsplanungen beispielsweise anhand von Standorten für Kraftwerke und Elektrolyseure aufeinander abgestimmt erfolgen, betont die BNetzA.

Die Bundesregierung in spe hat im Koalitionsvertrag angekündigt, dass sie eine Prüfung des in den kommenden Jahren zu erwartenden Strombedarfs bis zur Sommerpause vornehmen will. Der Szenariorahmen bietet für entsprechende Bedarfsanpassungen Raum, da er ein breites Verbrauchsspektrum abdeckt. Wie die Zahlen deutlich machen, würde eine vergleichsweise niedrige Stromverbrauchserwartung gemäß Szenariorahmen vor allem den PV-Ausbau treffen.

Szenariorahmen: Nettostromverbrauch zwischen 774,8 TWh und 994,2 TWh im Jahr 2037

Konkret definiert der jetzt genehmigte Szenariorahmen beim Nettostromverbrauch eine Bandbreite zwischen 774,8 TWh und 994,2 TWh im Jahr 2037. Mit Blick auf den Ausbau der Photovoltaik würde diese Spreizung zwischen den Szenarien A und C einen Unterschied von mehr als 100 GW im Zubau ausmachen: Szenario A kalkuliert mit 270 GW im Jahr 2037, in Szenario C sind es 380 GW. Bei den anderen Technologien sind die Unterschiede deutlich weniger ausgeprägt: Wind Onshore bewegt sich zwischen 127 GW und 158 GW, Offshore-Wind zwischen 50 und 56 GW. Bei der Biomasse (5 GW) und der Wasserkraft (4,6 GW) gibt es keine Abweichung zwischen den Szenarien.

Szenarien der energiewirtschaftlichen Entwicklung, die dem Netzentwicklungsplan 2025-2037/2045 zu Grunde zu legen sind (Quelle: Genehmigung des Szenariorahmens für den Netzentwicklungsplan Strom 2025-2037/2045, Bundesnetzagentur)

Für den Einsatz der Biomasse am Strommarkt sind die Perspektiven, die ÜNB und BNetzA sehen, zurückhaltend formuliert. „Die zukünftige Rolle von Biomasse in einem klimaneutralen Energiesystem ist aus heutiger Sicht noch mit großen Unsicherheiten behaftet“, heißt es. Biomasse sei weiterhin der einzige erneuerbare Energieträger mit einer mehrfachen Nutzungskonkurrenz als Nahrungsmittel, als Energieträger für biogene Kraftstoffe sowie mit möglicher Nutzung in der zu dekarbonisierenden Industrie.

ÜNB: Rolle der Biomasse in der Stromerzeugung wird abnehmen

Neben der Frage der reinen Biomasseverfügbarkeit in Zukunft erscheine es „überdies fraglich, ob der Einsatz im Stromsektor in Zukunft in gleichbleibendem Maße fortgeführt wird“. Die Übertragungsnetzbetreiber seien der Ansicht, dass die Rolle der Biomasse in der Stromerzeugung abnehmen werde. Wegen der Nutzungskonkurrenz und begrenzter Mengen an Biomasse sei es möglicherweise sinnvoller, diese zur Dekarbonisierung anderer, schwerer zu dekarbonisierenden Sektoren einzusetzen anstatt im Stromsektor.