Wärmepumpen und Elektroautos können einer neuen Studie zufolge erheblich dazu beitragen, Ökostrom besser zu nutzen. Dazu müssen sie gezielt so gesteuert werden, dass sie Strom genau dann verbrauchen, wenn dieser grün und günstig ist. So werden die Einspeisespitzen von Photovoltaik in den Mittagsstunden deutlich reduziert und die Netze entlastet. „Mit smart vernetzten Wärmepumpen, E-Autos und Heimspeichern treiben Verbraucherinnen und Verbraucher die Energiewende aktiv voran und sorgen für eine bessere Ernte von Wind- und Solarstrom. Dadurch sparen Haushalte bei ihren eigenen Energiekosten und machen die Energiewende insgesamt effizienter und den Strom für alle günstiger“, sagt Carolin Dähling, Leiterin Politik und Kommunikation bei Green Planet Energy.
Die Ökoenergiegenossenschaft hat in der jetzt vorgelegten und vom Beratungshaus enervis erarbeiteten Studie die Effekte von Wärmepumpen und Elektroautos auf den Strompreis, CO₂-Reduktionen und die Nutzung erneuerbarer Energien analysiert. Modelliert wurden zwei Szenarien, eines ohne flexibles Verbraucherverhalten und eines, bei dem die Verbraucher auf Marktpreise und das Verhalten entsprechend optimieren.
Wenn Wärmepumpen und E-Autos ihre Leistung an die aktuelle Ökostrommenge anpassen, sinken Kosten und CO₂-Ausstoß. Der Energiebezug verlagert sich von den klassischen Stoßzeiten morgens und abends in die Mittagsstunden mit hoher Solarleistung. Verbraucher müssten dadurch keine Nachteile befürchten, betont Green Planet Energy. Intelligente Steuerungen sorgten dafür, dass die Wärmepumpen z.B. über Pufferspeicher vorheizen, sodass die Wärme bei Bedarf stets bereitsteht. Fahrer wiederum könnten einfach angeben, bis wann ihr E-Auto geladen sein soll.
Umfang der Erneuerbaren-Abregelungen sinkt um 6 TWh pro Jahr
Konkret zeigt die Studie, dass sich die Anzahl der Stunden mit negativen Strompreisen deutlich verringert – im Durchschnitt um 110 Stunden pro Jahr. Das wiederum macht Wind- und Solaranlagen rentabler, der Umfang der Abschaltungen wird um 6 TWh pro Jahr reduziert und auch der Einsatz teurer, klimaschädlicher Erdgaskraftwerke sinkt. „Bis 2035 werden dadurch insgesamt 8 Millionen Tonnen CO2 eingespart – das entspricht den jährlichen CO2-Emissionen von zwei Braunkohlekraftwerken“, heißt es. Nicht zuletzt sorge der optimierte Betrieb der Wärmepumpen und E-Autos dafür, dass Strom günstiger wird: Der durchschnittliche Börsenstrompreis sinkt um 3,6 €/MWh.
„Wir müssen jetzt die Voraussetzung schaffen, damit die Millionen Wärmepumpen und E-Autos, die in den nächsten Jahren dazukommen, unser Stromsystem entlasten“, betont Dähling. „Anstatt neue Erdgaskraftwerke im großen Stil zu subventionieren und damit den Strompreis zu erhöhen, senkt mehr Flexibilität die Kosten und schützt das Klima.”
„Ausbau intelligenter Zähler muss schneller und einfacherer werden“
Voraussetzung dafür sind intelligente Zähler (Smart Meter). Genau hier gibt es in Deutschland erhebliche Defizite. 2025 startete zwar der verpflichtende Smart-Meter-Rollout für Verbraucher mit Wärmepumpen und Elektroautos, doch der Ausbau hinkt deutlich hinterher. „Wenn wir die Digitalisierung der Energiewende weiter verschlafen, liegt dieses Potenzial brach. Die neue Bundesregierung muss den Smart Meter-Rollout priorisieren und die rund 900 Messstellenbetreiber in Deutschland stärker in die Pflicht nehmen“, fordert Dähling. „Anstatt die Ausbauziele für Wärmepumpen und Elektromobilität abzuschwächen, brauchen wir außerdem mehr Tempo bei der Wärme- und Verkehrswende, um die Klimaziele zu erreichen.“ Gerade in Kombination mit dynamischen Stromtarifen beständen erhebliche Sparpotenziale.