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Lechwerke und Bayernwerk Natur nehmen 7,44-MWh-Marktspeicher in Betrieb

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Die Lechwerke und Bayernwerk Natur haben in einem gemeinsamen Projekt einen großen Batteriespeicher in Betrieb genommen: Die Anlage steht auf einem Gelände der Lechwerke in Meitingen und nutzt einen bereits vorhandenen Reservenetzanschluss von SGL Carbon für die Anbindung an das Stromnetz. Die Batterie hat eine Speicherkapazität von rund 7,44 MWh, berichten die Lechwerke. Sie kann Strom mit einer Leistung von bis zu 7,56 MW ein- und ausspeichern. Das entspricht in etwa der Leistung, die zum Beispiel das in der Nähe gelegene Wasserkraftwerk der Lechwerke in Langweid bereitstellen kann.

Als sogenannter Marktspeicher finanziert sich die Anlage über Vermarktungserlöse – die Kapazität des Speichers wird vom Handelsteam der Lechwerke an unterschiedlichen Handelsplätzen für Strom vermarktet. Zum einen wird der Speicher am Intradayhandel vermarktet – hier werden untertägig Preissignale genutzt. Es wird also Strom gespeichert, wenn aufgrund hoher Erzeugung viel Strom verfügbar ist, und Energie ausgespeichert, wenn die Nachfrage groß ist. Zum anderen kann die Batterie am Markt für Regelenergie teilnehmen, der zur Stabilisierung der Netze dient.

Bayernwerk Natur hat in dem Projekt die technische Federführung übernommen, das Handels-Team der Lechwerke kümmert sich um die Vermarktung. Beide Unternehmen betreiben den Speicher gemeinsam und tragen die Investitionen je zur Hälfte. SGL Carbon stellt den für den Standort Meitingen vorhandenen Reservenetzanschluss zur Verfügung. Diesen Netzanschluss hält das Unternehmen als zusätzliche Anbindung an das Stromnetz vor. Bei Bedarf kann er auch künftig jederzeit weiter genutzt werden. „Für das Batteriespeicherprojekt ein wichtiger Standortvorteil, da kein zusätzlicher Netzanschlusspunkt errichtet werden muss“, heißt es.

Zwei Container mit 700 Lithium-Ionen-Akkus

Der Batteriespeicher in Meitingen besteht aus 700 Lithium-Ionen-Akkuelementen, die auf zwei weiße Container, in der Größe vergleichbar mit Schiffscontainern, verteilt sind. Ein spezielles Lademanagement schont die Akkus vor zu schneller Alterung. Die Betreiber planen mit einer Nutzungsdauer von 15 Jahren.

Laut Berechnungen der Bayernwerk AG und der Unternehmensberatung e-bridge werden für den Plan eines klimaneutralen Bayerns bis 2040 rund 1.000 MW Leistung an Batteriespeichern benötigt. Das entspricht in etwa einem Batteriespeicher der Größe von 10 MW pro Landkreis oder kreisfreier Stadt.

Für Batteriespeicher gibt es eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten. Bei Privathaushalten und Unternehmen tragen sie dazu bei, den Eigenverbrauchsanteil selbst erzeugten Stroms zu erhöhen. Hier hat es einen regelrechten Boom gegeben. Am Netz von Bayernwerk und LEW Verteilnetz hat sich innerhalb von drei Jahren sowohl die Anzahl als auch die Leistung von Batteriespeichern verfünffacht. 2018 waren ca. 11.200 Batteriespeicher mit einer Leistung von 70 MW am Netz, 2021 waren es bereits über 60.000 Speicher mit einer Leistung von mehr als 400 MW.

Neben Kleinspeichern in Privathaushalten gibt es immer mehr Großspeicher im Megawattbereich, die Erlöse über eine Vermarktung der Speicherkapazität erzielen – so wie der Speicher in Meitingen. Sie können über den wettbewerblich organisierten Markt für Regelenergie zur Stabilisierung der Stromnetze beitragen. Dass die Betreiber von Stromnetzen selbst Batteriespeicher direkt einsetzen, kommt bisher eher selten vor. So plant der Übertragungsnetzbetreiber Amprion gemeinsam mit LEW Verteilnetz und E.ON, als Pilotprojekt die Umsetzung eines großen dezentralen Batteriespeicherprojekts in Bayerisch-Schwaben, der sogenannte Netzbooster. Für den weiteren netzdienlichen Einsatz bei Verteilnetzbetreibern besteht nach heutiger Gesetzeslage nur die Möglichkeit, eine im Eigentum Dritter stehende Energiespeicheranlage in einem aufwändigen Verfahren auszuschreiben und netzdienlich einzusetzen, berichtet LEW.

Perspektiven für neue Großspeicher gestalten

„Um die Energiewende zu stemmen, müssen wir pragmatisch neue Wege gehen. Dazu gehört auch, dass wir beim Thema Speicher auch eine Mehrfachnutzung ermöglichen. So könnte das Potenzial der Speicher noch besser genutzt werden“, sagt LEW-Vorstandsmitglied Dietrich Gemmel.

„Um die anvisierten Ausbauziele zu erreichen, muss der Speicher mit seinem ganzen Potential der unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten genutzt werden. Dazu müssen vor allem die regulatorischen Rahmenbedingungen dringend angepasst werden“, sagt Franco Gola von der Bayernwerk Natur.

Wichtige Links zu Speichern und Flexibilitäten:

Link-Kompass Flexibilitäten

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