GP Joule hat in Sachsen-Anhalt mit dem Aufbau eines integrierten Energiesystems begonnen, in dem Stromerzeugung und Wärmeversorgung miteinander verknüpft werden. Entstehen sollen in den 46 Ortschaften der drei Einheitsgemeinden Südliches Anhalt, Zörbig und Petersberg mehr als 50 Wärmenetze, rund 900 MW Erzeugungsleistung durch Photovoltaik- und Windkraftanlagen sowie perspektivisch Produktionsanlagen für Wasserstoff und eine Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge. Mit dem „Projekt Fuhne“ könnten bis zu 33.000 Menschen versorgt werden. (Nachweis für Beitragsbild: GP Joule)

Los geht es in der Stadt Südliches Anhalt, wo der Stadtrat am 11. Oktober dem städtebaulichen Vertrag mit deutlicher Mehrheit zugestimmt hat. Dieser regelt die Planung, Errichtung und den Betrieb von Solaranlagen auf ca. 350 Hektar Fläche, von 14 Windenergieanlagen und der Wärmeversorgung für teilnehmende Haushalte und Betriebe. Im Ortsteil Quellendorf läuft bereits die Bauleitplanung für die Heizzentrale, erste Haushalte können nach Angaben von GP Joule voraussichtlich zur Heizperiode 2024/25 mit Wärme versorgt werden.

Thema Heizen: Nahwärme auf der Basis erneuerbarer Energie als Antwort auf Verunsicherung der Bürger

„Viele Bürgerinnen, Bürger und Betriebe sind verunsichert und haben Fragen zum Thema Heizen“, sagt Thomas Schneider, Bürgermeister der Stadt Südliches Anhalt: „Die Nahwärme auf der Basis erneuerbarer Energie ist unsere Antwort darauf. Mit der nachhaltigen Wärmeversorgung schaffen wir eine zukunftssichere Lösung für alle.“

„Wir sorgen dafür, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt, indem wir den erzeugten Strom in Wärme umwandeln und so die Energie für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Betriebe nutzbar machen – und das in einer bisher einzigartigen Größenordnung“, sagt GP Joule-Mitgründer und -CEO Ove Petersen. Das Projekt bringe die nachhaltige Energie auch in andere Sektoren, entlaste die Stromnetze und beschleunig so den Zubau an Wind- und Solarkraftanlagen.

Strom aus Wind und PV wird in industriellen Wärmepumpen umgewandelt und in Wärmespeichern vorgehalten

Der von den Wind- und Solarkraftanlagen erzeugte Strom soll vor Ort in industrielle Wärmepumpen fließen, dort in Wärme umgewandelt und dann in Warmwasserspeichern gespeichert werden, führt GP Joule aus. Die Speicher halten die Wärme über mehrere Tage und sind elementarer Teil des Systems. „Sie gewährleisten Versorgungssicherheit auch bei sogenannter Dunkelflaute und ermöglichen es, die Wärmeerzeugung vom Verbrauch zeitlich zu trennen.“ Verteilt an die Haushalte und Betriebe wird die Wärme über die Wärmenetze in den verschiedenen Ortsteilen. Die isolierten Rohre sichern eine ausreichende Vorlauftemperatur für alle Anschlussnehmer – auch in Bestandsgebäuden.

Durch das ganzheitliche Konzept aus lokal erzeugtem Wind- und PV-Strom in Kombination mit der Wärmeerzeugung profitierten die Bürger direkt vor Ort von einer langfristig bezahlbaren und sicheren Wärmeversorgung: Der Wärmepreis von 11 Cent/kWh (inkl. 7 Prozent MwSt.) wird den Angaben zufolge für zehn Jahre festgesetzt und bleibt netto unverändert. Darüber hinaus fallen bis 10 Meter Hausanschlussleitung weder Anschlusskosten noch eine monatliche Grundgebühr an. „Es wird nur der tatsächliche Wärmeverbrauch abgerechnet. Wartungs- und Reparaturkosten trägt die Betreibergesellschaft.“

Wärmepreis von 11 ct/kWh wird über zehn Jahre festgesetzt

Die Versorgung der Haushalte, Betriebe und weiteren Liegenschaften mit Wärme übernehmen die Renergiewerke Fuhne, an denen sich neben GP Joule auch die Kommunen beteiligen können. Für die Bürgerinnen und Bürger soll darüber hinaus ein Crowd-Investment aufgesetzt werden. Um vor Ort präsent und ansprechbar zu sein, eröffnet GP Joule am 2. November 2023 ein Büro im Ortsteil Radegast (Südliches Anhalt).

„Die im vergangenen Jahr stark gestiegenen Preise für Öl und Gas und natürlich die Entwicklungen des Klimawandels zeigen, wie wichtig es ist, uns von Energieexporten unabhängig zu machen und für eine nachhaltige und klimaneutrale Wärmeversorgung zu sorgen“, betont Petersen. „Davon profitieren nicht nur die Bürgerinnen und Bürger – wie im ‚Projekt Fuhne‘ durch die stabilen Wärmepreise –, sondern auch die Kommunen, für die das mehr Gewerbesteuereinnahmen, Erlöse aus der Stromproduktion, neue Arbeitsplätze und einen Standortvorteil für Unternehmen in der Region durch günstige Energie bedeutet.“

In unserer aktuellen Ausgabe geht es in einem Sonderthemenbereich um die Rolle von Großwärmepumpen für die Wärmewende:

Deutschlands größte Flusswärmepumpe und die großen Potenziale grüner Fernwärme