Der Energiespeicherproduzent sonnen hat jetzt eine Software vorgestellt, die es erlaubt, Heimspeicher, Wärmepumpen oder Ladegeräte für Elektroautos zu virtuellen Kraftwerken zu vernetzen. Die Software „sonnenVPP“ basiert nach Unternehmensangaben auf den kürzlich geänderten IT-Mindestanforderungen der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB). Durch die neuen IT-Mindestanforderungen sei es erstmals möglich, Kleinstanlagen bis 25 kW über das öffentliche Internet miteinander zu vernetzen.
Technische Voraussetzung für die Vernetzung ist, dass es eine verschlüsselte VPN-Verbindung, einen sogenannten „Medienbruch“ und weitere sicherheitsrelevante Vorkehrungen gibt. Die sonnen-Software erfülle all diese Anforderungen, so dass sonnen bereits seit Ende März mit „sonnenVPP“ am Regelleistungsmarkt teilnehmen kann. Bisher waren dafür Zusatzgeräte notwendig, die nun nicht mehr benötigt werden, was die Vermarktung der Anlagen deutlich günstiger macht.
SonnenBatterien werden zu 2-MW-Blöcken zusammengefasst
Die über das Internet vernetzten sonnenBatterien werden in einem Rechenzentrum zu einzelnen Bündeln von 2 MW zusammengefasst. Dort wird die Trennung vom Internet über den Medienbruch gemäß den Vorgaben der ÜNB vorgenommen. Vorher war es notwendig, dass jede einzelne Batterie einen eigenen, vom Internet unabhängigen Kommunikationskanal und einen eigenen Medienbruch besaß, was den Aufwand und die Komplexität erheblich vergrößerte, da zusätzliche Hardware benötigt wurde.
Für die Netzbetreiber böten vernetzte Kleinstanlagen den Vorteil, dass sie auch bei einem großflächigen Ausfall der Internet- oder Mobilfunk-Infrastruktur weiterhin die Netze stabilisieren könnten, heißt es bei sonnen. Dafür sorgt ein intelligenter Algorithmus, über den sich die einzelnen sonnenBatterien vorübergehend und unabhängig von einer Internetverbindung am virtuellen Kraftwerk beteiligen.
– Jean-Baptiste Cornefert, sonnen
„In der neuen Energiewelt gibt es eine nahezu unendliche Anzahl von Kleinstanlagen wie Stromspeicher, Wärmepumpen, Elektroautos oder auch Klimaanlagen. Erst wenn sie sich leicht vernetzen lassen, können sie im Energiesystem sinnvoll genutzt werden und Aufgaben konventioneller Kraftwerke übernehmen“, sagt Jean-Baptiste Cornefert, Geschäftsführer von sonnen eServices. Dank der geänderten IT-Anforderungen würden Stromspeicher nun als solche anerkannt „und müssen nicht mehr so tun, als wären sie ein Kernkraftwerk in einer Streichholzschachtel“.
Sonnen nutzt die neue Software nicht nur selbst, sondern vergibt dafür auch Lizenzen an andere Unternehmen, wie dies z.B. bereits bei einem gemeinsamen Projekt mit dem britischen Energieversorger Centrica gemacht wird. Die zum Patent angemeldete Technologie lasse sich somit auch von Drittanbietern verwenden, die kostengünstig Systemdienstleistungen erbringen wollen.
„Sonnen-VPP kann um bis zu 90 Prozent kosteneffizienter betrieben werden“
Prosumer erhielten durch die neuen IT-Anforderungen der Übertragungsnetzbetreiber eine gleichberechtigte Stellung gegenüber den großen Kraftwerken. „Es genügen die Mittel, welche viele Menschen ohnehin zu Hause haben: ein Gerät wie einen Heimspeicher oder eine Wärmepumpe und eine Internetverbindung. Und dafür haben wir nun eine echte Killer-App entwickelt“, sagt Stephan Lindner, Leiter der VPP-Technologieabteilung von sonnen eServices.
Sonnen hat bereits im November 2018 die Zulassung (Präqualifikation) für ein Netz aus Heimspeichern erhalten, um damit am Regelleistungsmarkt teilzunehmen. Dieses virtuelle Kraftwerk hat sonnen nun auf die neu entwickelte Software umgestellt. Das Unternehmen sei damit in der Lage, sein virtuelles Kraftwerk „um bis zu 90 Prozent kosteneffizienter zu betreiben“, heißt es weiter. Netzdienstleistungen, wie zum Beispiel Frequency Containment Reserves (FCR, bisher „Primärregelleistung“) könnten so „dauerhaft stabil und deutlich wirtschaftlicher erbracht werden“. (Nachweis für Beitragsbild: sonnen)
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