Der Anteil der russischen Gasimporten an den gesamten importierten Gasmengen Deutschlands ist im Jahr 2022 von 52 Prozent auf 22 Prozent gesunken. Das zeigen Daten, die von der Bundesnetzagentur jetzt veröffentlicht wurden. Demnach wurden 2022 insgesamt 1.449 TWh (2021: 1.652 TWh) Erdgas nach Deutschland importiert. Die größten Mengen kommen nun aus Norwegen mit einem Anteil von einem Drittel. (Nachweis für Beitragsbild: pixel-kraft / stock.adobe.com)

Die Gaslieferungen aus Russland sind auch im Verlauf des vergangenen Jahres zurückgegangen. Während noch bis Mitte Juni täglich rund 1,7 TWh über die Nord Stream 1 geliefert wurden, reduzierten sich die Lieferungen erst um 60 Prozent, dann um 80 Prozent und sanken Anfang September schließlich auf 0 TWh. Die ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland konnten teilweise durch zusätzliche Importe aus Norwegen, aber auch aus den Niederlanden und Belgien kompensiert werden.

Gleichzeitig reduzierten sich die Exporte in die Nachbarländer, unter anderem aufgrund einer geringeren Gasnachfrage. Insgesamt exportierte Deutschland im Jahr 2022 rund 501 TWh (2021: 749 TWh) Erdgas. Dies führte dazu, dass im Saldo mit 948 TWh mehr Erdgas in Deutschland zur Verfügung stand als im Jahr 2021 (902 TWh).

Gasverbrauch gesunken

„Deutschland hat 2022 viel Gas gespart“, betont die BNetzA. Im Vergleich zum Durchschnittsverbrauch in den vergangenen vier Jahren ist der Erdgasverbrauch um 14 Prozent zurückgegangen. Der Rückgang des Verbrauchs in der Industrie gegenüber den Vorjahren betrug 15 Prozent. Private Haushalte und Gewerbebetriebe sparten 12 Prozent ein. In den Monaten Oktober bis Dezember lag der Verbrauch der Industrie 23 Prozent und der Verbrauch von privaten Verbrauchern und Gewerbetreibenden 21 Prozent unter den Vorjahren.

ContextCrew Neue Energie jetzt kennenlernen: Ein halbes Jahr zum halben Preis – 25 Printausgaben und digitaler Vollzugriff. Wir freuen uns auf Sie!

Einen großen Einfluss auf den Gasverbrauch hatten die Temperaturen. Sie wirkten insgesamt verbrauchsmindernd im Vergleich zu den Jahren 2018 bis 2021. In Mittel lagen die Temperaturen im Jahr 2022 1,1 °C über dem Durchschnitt der letzten vier Jahre. Sie lagen im Oktober 2,3 °C und im November 1,1 °C über dem Monatsmittel. Der Dezember hingegen war mit 1,8 °C Durchschnittstemperatur deutlich kälter als in den Vorjahren und lag 1,4 °C unter dem Vergleichswert.

Gasspeicher schneller befüllt

Die gesetzlichen Füllstandsvorgaben für die Speicher zum Stichtag 1. Oktober (85 Prozent) und 1. November (95 Prozent) wurden jeweils übertroffen. Bereits Anfang September waren die Speicher zu 85 Prozent gefüllt und erreichten am 12. Oktober einen Füllstand von 95 Prozent. Seit dem 1. April wurde überwiegend eingespeichert, bis die Speicher am 13. November 2022 schließlich zu 100 Prozent gefüllt waren. Aktuell sind die Speicher zu 90,72 Prozent gefüllt. „Das ist ein ungewöhnlich hoher Wert“, wie die Netzbehörde festhält. Die Befüllung der Gasspeicher werde wegen der verbleibenden Unsicherheiten der deutschen Gasversorgung dessen ungeachtet auch im Jahr 2023 eine Herausforderung.

Gaspreise gestiegen

Seit März 2022 hat sich der Gaspreis im Gasgroßhandel vervielfacht. Ihren vorläufigen Höchststand erreichten die Großhandelspreise Ende August mit 315,9 €/MWh an der Energiebörse EEX. Sie waren damit etwa viermal so hoch wie vor Ausbruch des russischen Krieges in der Ukraine. Bis November fielen die Preise wieder deutlich und erreichten mit 22,4 €/MWh am 01.11.2022 den niedrigsten Stand des Jahres. Zum Jahreswechsel lag der Großhandelspreis mit 63,8 €/MWh. Dies liegt leicht unter den erwarteten Großhandelspreisen für das Jahr 2023, die zuletzt bei 88,7 €/MWh lagen.

Die BNetzA hat wie für den Strombereich auch für den Gasbereich einen Jahresrückblick veröffentlicht. Der Jahresrückblick für den Gasmarkt kann hier aufgerufen werden.

Lesen Sie hier weiter:

Nach „krassem Jahr“: Biogasbranche fordert „verlässliche und reelle Perspektive“