In Baden-Württemberg entsteht bis Ende 2019 eine Teststrecke für schwere Lkw mit elektrischem Antrieb. Mit rund 16,8 Mio. € fördert das Bundesumweltministerium (BMUB) das Pilotprojekt „eWayBW“ auf zwei Teilstücken der Bundesstraße 462 im Murgtal zwischen Gernsbach-Obertsrot und Kuppenheim in beiden Richtungen mit einer Gesamtlänge der Elektrifizierung von etwa sechs Kilometern in beiden Fahrtrichtungen. Es handelt sich um die dritte Teststrecke für Elektro-Lkw. In Hessen und Schleswig-Holstein laufen bereits entsprechende Vorhaben.

Die Region im Nordschwarzwald ist geprägt durch die Holz- und Papierindustrie. Auf der Pilotstrecke werden jährlich über 500.000 Tonnen Papier und Pappe rund um die Uhr von drei Papierherstellern in Obertsrot in ein Logistikzentrum nach Kuppenheim verbracht. Damit ergibt sich pro Kalendertag eine Anzahl von durchschnittlich 64 Umläufen. In Summe legen die Oberleitungs-Lkw damit pro Jahr über 250.000 km im Bereich der Oberleitungen zurück, rechnet das BMUB vor.

System wird erstmals auf Bundesstraße mit Ortsdurchfahrt erprobt

„Jede der drei Pilotstrecken hat ihre eigene Strecken- und Verkehrscharakteristik“, sagt Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). In Baden-Württemberg werde das System erstmals auf einer Bundesstraße mit Ortsdurchfahrten erprobt. Die B 462 zeichnet sich zudem durch eine besondere Tallage aus. „Die Teststrecke steht daher exemplarisch für die besonderen Anforderungen auf Bundesstraßen mit teilweise sehr anspruchsvollen straßenbaulichen Verhältnissen“, heißt es weiter.

Gernsbach
Gernsbach im Murgtal (Quelle: EUWID)

Elektrisch betriebene Oberleitungs-Lkw seien eine besonders interessante Lösung auf dem Weg zu einem klimaneutralen Güterverkehr, betont Hendricks. Sie sind sehr energieeffizient und ermöglichen mithin viele emissionsfreie Kilometer mit wenig erneuerbarem Strom. Siemens berichtet über sein Pilotprojekt „eHighway“ auf der A5, südlich des Frankfurter Flughafens, dass mit der Nutzung der Oberleitungsinfrastruktur ein Wirkungsgrad von mehr als 80 Prozent zu erreichen ist. Im Vergleich zu konventionellen Verbrennungsmotoren könne mit gegebenem Energieeinsatz die doppelte Strecke zurückgelegt werden.

Herrmann: “Projekt als Fingerzeig in die automobile Zukunft zu verstehen”

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) weist darauf hin, dass es gerade im Murgtal interessante Querverbindungen zur langen Tradition des Landes Baden-Württemberg als Wiege des Automobilbaus gebe. So führt die Pilotstrecke am Daimlerwerk in Gaggenau vorbei, in dem ab 1895 das erste Serienauto der Welt produziert wurde und das das älteste durchgehend genutzte Automobilwerk der Welt ist. „Vor diesem Hintergrund darf eWayBW umso mehr als Fingerzeig in die automobile Zukunft verstanden werden.“

FAQ zum Pilotprojekt auf der B462
Das baden-württembergische Umweltministerium hat 19 Fragen und Antworten zu dem Pilotprojekt für Oberleitungs-LKW an der B462 zusammengestellt. Das Papier kann hier abgerufen werden.

Das Verkehrsministerium in Stuttgart als Träger des Vorhabens kooperiert bei dem Pilotprojekt mit der Südwestdeutschen Verkehrs-Aktiengesellschaft (SWEG), dem Regierungs-präsidium Karlsruhe, dem Landkreis Rastatt sowie dem Konsortium Forschung e-WayBW. An e-WayBW sind wiederum das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung Fraunhofer ISI, die PTV Transport Consult GmbH, das FZI Forschungszentrum Informatik und das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie beteiligt.

Unternehmen der Papierindustrie an Pilotprojekt beteiligt

Assoziierte Projektpartner sind die Unternehmen Spedition Fahrner, Huettemann Logistics, Casimir Kast Verpackung und Display, Mayr-Melnhof Gernsbach, Smurfit Kappa Baden Board und Netze BW. Auch die Bundesanstalt für Straßenwesen, die e-mobil BW GmbH sowie der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg sind an dem Pilotprojekt beteiligt.

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