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Erste kommerzielle Blue-Crude-Produktion entsteht in Norwegen

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Die Massenproduktion des umweltfreundlichen Erdölersatzes Blue Crude wird Realität: Ab 2020 soll im norwegischen Industriepark Heroya die erste Großvolumen-Anlage ihren Betrieb aufnehmen, die mit einer elektrischen Leistung von 20 Megawatt 8.000 Tonnen pro Jahr produzieren wird. Das berichtet das Dresdner Unternehmen Sunfire, das neben Nordic Blue Crude AS, Climeworks, EDL Anlagenbau und weiteren Partner bereits mit den Planungsarbeiten für die Anlage begonnen hat.

Das synthetische Blue Crude ist – vergleichbar mit Rohöl – ein Gemisch unterschiedlicher Kohlenwasserstoffe. Hieraus können in bestehenden Raffinerien Wachse, aber auch Benzin, Diesel, Kerosin und sogar Raketentreibstoffe gewonnen werden. Auf Basis von Blue Crude können ca. 3.000 Produkte, die bislang auf fossilem Erdöl basieren, hergestellt werden – von Kaugummis und Kreditkarten, über Turnschuhe und Smartphones bis hin zu klimaneutralen Kraftstoffen. Damit wird ein Ersatz geschaffen, der unmittelbar in den bestehenden Verteilnetzen und Produktionsprozessen verwendet werden kann, ohne dass diese erneuert oder angepasst werden müssen.

Das an der norwegischen Südküste in der Hafen- und Industriestadt Porsgrunn ansässige Cleantech-Unternehmen Nordic Blue Crude AS wird die Power-to-Liquids-Anlage betreiben und vermarktet den synthetischen Erdölersatz bereits an Auto-, LKW-, Zug- und Flugzeugbauer, an Flug- und Schifffahrtslinien, an Raffinerien für Spezial-Chemikalien und andere Abnehmer. Mit der jährlichen Produktionsmenge könnten beispielsweise 13.000 PKW mit synthetischem Kraftstoff versorgt und 21.000 Tonnen fossiler CO2-Emissionen vermieden werden. Der anvisierte Ziel-Preis pro Liter liegt bei unter zwei Euro.

Seit 2016 verfügt Nordic Blue Crude über die Exklusivrechte in Norwegen und Schweden. „Unser Ziel ist, die Anlagen-Kapazität zu verzehnfachen, sobald wir genügend Erfahrung mit der ersten Ausbaustufe von 10 Mio. Litern gesammelt haben“, sagt Gunnar Holen, CEO von Nordic Blue Crude AS. Langfristig könnten so zehn identische Produktionsstätten in Skandinavien entstehen. Um diese Pläne zu realisieren, treibt das Unternehmen neben dem Engineering auch die Finanzierung voran. Holden: „Mit der Unterstützung von Balfour & Associates haben wir es nun geschafft, Mitglied der Londoner Social Stock Exchange zu werden“, sagte Gunnar Holen, CEO von Nordic Blue Crude.

Blue Crude entsteht in einem hocheffizienten, dreistufigen und von Sunfire entwickelten sowie patentierten Power-to-Liquid-Verfahren (PtL-Verfahren) ausschließlich aus Wasser, CO2 und Ökostrom – in Norwegen kommt der kontinuierlich und kostengünstig verfügbare Ökostrom aus Wasserkraft zum Einsatz. Herzstück ist dabei die Dampf-Elektrolyse (SOEC), die Wasserdampf effizient in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Anschließend folgen die Umwandlung von CO2 in Kohlenstoffmonoxid (CO) sowie die Blue-Crude-Synthese. Das als Kohlenstoffquelle benötigte CO2 wird u.a. mit der Direct-Air-Capture-Technologie (DAC-Technologie) des Schweizer Unternehmens Climeworks direkt am Standort aus der Umgebungsluft gewonnen. Die Nutzung der Abwärme aus dem Sunfire-Prozess macht das DAC-Verfahren besonders effizient.

Erst kürzlich hatte Sunfire drei Tonnen Blue Crude im Dauerbetrieb seiner PtL-Demonstrationsanlage in Dresden-Reick erzeugt und die für die Industrie entscheidende Laufzeit von 1.500 Stunden problemlos nachgewiesen.

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