RWE betreibt das niederländische Kraftwerk Amer seit Anfang des Jahres nur noch mit Biomasse. „Grund dafür ist, dass wir in der Anlage per Gesetz seit dem 1. Januar 2025 keine Kohle mehr mitverbrennen dürfen“, schreibt RWE in seinem jetzt vorgelegten Geschäftsbericht für das Jahr 2024. Amer war ursprünglich ein reines Steinkohlekraftwerk. Nachdem RWE im Jahr 2000 begann, das Kraftwerk auch mit Biomasse zu füttern, wurde der Anteil dieses Brennstoffs immer weiter erhöht. „Unsere Biomasse erfüllt strenge Nachhaltigkeitskriterien. Wir beziehen sie ausschließlich von zertifizierten Lieferanten.“ Steinkohle nutzt RWE nunmehr nur noch im Kraftwerk Eemshaven, ebenfalls in den Niederlanden. Diese Anlage muss bis Ende 2029 auf einen reinen Biomassebetrieb umgestellt werden.
Die Niederlande sind bei RWE der regionale Schwerpunkt für die energetische Nutzung von Biomasse. Laut Geschäftsbericht erreicht hier die Stromerzeugungskapazität 742 MW. Hinzu kommen 55 MW in Großbritannien und 1 MW in Deutschland. Mit 0,8 GW Gesamtleistung liegt die Biomasse im Erneuerbaren-Portfolio von RWE hinter Windenergie (12,2 GW) und Photovoltaik (5,7 GW) auf Platz 3. Dahinter folgen noch 0,5 GW Wasserkraft. Die insgesamt 19,2 GW regenerative Erzeugungsleistung entsprechen 43 Prozent der gesamten Erzeugungskapazität des Energiekonzerns. Die RWE-Erzeugung aus erneuerbarer Energie belief sich im Jahr 2024 auf 48,8 TWh, von der 3,2 TWh (Vorjahr: 3,9 TWh) auf die Biomasse entfielen. Aus fossilen Energien wurden bei RWE 69,0 TWh Strom erzeugt.
RWE-Ebitda im Jahr 2024 bei 5,7 Mrd. Euro
Insgesamt sei 2024 erfolgreich verlaufen, heißt es weiter. Das Konzernergebnis übertraf demnach mit einem bereinigten Ebitda von 5,7 Mrd. Euro und einem bereinigten Nettoergebnis von 2,3 Mrd. Euro die Erwartungen. RWE investierte 10 Mrd. Euro netto in Offshore– und Onshore-Windparks, Solaranlagen, Batteriespeicher und Elektrolyseure. Neue Anlagen mit insgesamt rund 2 Gigawatt (GW) Kapazität sind 2024 in Betrieb gegangen. Die CO2-Emissionen in der Stromerzeugung sind im Zuge des weiteren Ausbaus der Erneuerbaren erneut deutlich um 13 Prozent zurückgegangen.
Die Bauprojekte mit einer Kapazität von mehr als 12 Gigawatt schritten planmäßig voran, sagt Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender der RWE AG. „Angesichts höherer Unsicherheiten erhöhen wir die Anforderungen an künftige Projekte. Strikteres Risikomanagement und höhere Renditeerwartungen führen dazu, dass wir bis 2030 weniger investieren als bislang geplant.“ An den finanziellen Zielen halte man dennoch fest: Das bereinigte Nettoergebnis je Aktie soll bis 2030 auf 4 Euro und die Dividende jährlich um 5 bis 10 Prozent steigen.
Verschärfte Investitionskriterien für neue Projekte
Weltweit werde ein deutlich steigender Strombedarf erwartet, nicht zuletzt durch weitere Elektrifizierung und künstliche Intelligenz. RWE sieht dafür mit dem integrierten Portfolio aus Erneuerbare-Energien-Anlagen, Batteriespeichern und flexibler Erzeugung sowie einer breiten Projektpipeline an möglichen Neubauten „perfekt aufgestellt“. Investitionen in neue Wind- und Solarparks, Energiespeicher, Elektrolyseure oder flexible Kraftwerke seien auf Jahrzehnte ausgelegt und benötigen daher stabile, verlässliche Rahmenbedingungen. „Auf regulatorische Unsicherheiten, Engpässe in der Lieferkette, geopolitische Risiken und höhere Zinsen reagiert das Unternehmen konsequent“, heißt es. Entsprechend wurde die Renditeanforderung für neue Projekte von bislang durchschnittlich 8 Prozent auf durchschnittlich mehr als 8,5 Prozent erhöht.
Strikteres Risikomanagement und höhere Renditeerwartungen führten dazu, dass RWE in den kommenden Jahren weniger investieren werde als bislang geplant. Insgesamt seien für die Jahre 2025 bis 2030 nun 35 Mrd. Euro netto vorgesehen, rund 10 Mrd. Euro netto weniger als bisher geplant.
Bereits im November hatte RWE angesichts größerer Risiken für Offshore-Windprojekte in den USA und eines langsameren Hochlaufs der europäischen Wasserstoffwirtschaft Verzögerungen von Investitionen angekündigt. Die eingesparten Mittel fließen in ein Aktienrückkaufprogramm über bis zu 1,5 Mrd. Euro, das im zweiten Quartal 2026 abgeschlossen werden soll.
Ergebnis im Bereich Offshore-Wind knapp unter Vorjahreswert
Das bereinigte Ebitda im Segment Offshore Wind erreichte 1,6 Mrd. Euro im Geschäftsjahr 2024 nach 1,7 Mrd. Euro im Vorjahr. Ein Grund für den Ergebnisrückgang sei, dass RWE beim Terminverkauf von Strommengen, für die das Unternehmen keine langfristig vereinbarten Vergütungen erhält, niedrigere Preise realisiert hat als 2023. Hinzu kam ein erhöhter Aufwand für die Instandsetzung und Wartung der Anlagen.
Das Segment Onshore Wind/Solar erzielte im Geschäftsjahr 2024 ein bereinigtes Ebitda von 1,5 Mrd. Euro gegenüber 1,2 Mrd. Euro im Jahr 2023. Hier machte sich vor allem die Inbetriebnahme neuer Wind- und Solarparks positiv bemerkbar. Außerdem trugen die Geschäftsaktivitäten des zum 1. März 2023 übernommenen US-Unternehmens Con Edison Clean Energy Businesses erstmals ganzjährig zum Ergebnis bei.
Bereinigtes Ebitda des Segments Flexible Erzeugung deutlich unter Vorjahr
Das bereinigte Ebitda des Segments Flexible Erzeugung, zu dem auch die Biomasseaktivitäten des Konzerns zählen, lag 2024 bei 1,9 Mrd. Euro; im Vorjahr waren es 3,2 Mrd. Euro. Die Erträge aus der kurzfristigen Optimierung des Kraftwerkseinsatzes übertrafen zwar die Erwartungen zu Jahresbeginn, lagen aber dennoch deutlich unter dem außergewöhnlich hohen Vorjahresniveau. Gleiches gilt für die Margen, die beim Terminverkauf der Stromerzeugung erzielt wurden.
Das bereinigte Ebitda des Segments Energiehandel übertraf mit 0,7 Mrd. Euro deutlich die Prognose. Das Vorjahresergebnis lag mit 1,6 Mrd. Euro auf einem außergewöhnlich hohen Niveau.
Für 2025 rechnet RWE mit Ebitda zwischen 4,55 und 5,15 Mrd. Euro
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet RWE ein bereinigtes Ebitda von 4,55 Mrd. Euro bis 5,15 Mrd. Euro. Das bereinigte Nettoergebnis wird auf 1,3 Mrd. Euro bis 1,8 Mrd. Euro prognostiziert. Der Ausblick basiert auf der Erwartung, dass sich die Margen aus Stromverkäufen und der kurzfristigen Optimierung des Kraftwerkseinsatzes normalisieren werden. Ebenso geht RWE von einer normalisierten Ertragslage im Energiehandel aus. Positiv werde sich die Inbetriebnahme neuer Wind- und Solarparks sowie Batteriespeicher auswirken.